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Die Umverpackung kaufen wir stets mit
11. Sep. 2024
Machen wir Baby-Boomer uns mal ehrlich: In den Achtzigerjahren hatten wir anderes im Blick als den Erhalt unserer Umwelt. Wer damals etwa die Wegwerfkultur kritisierte, wurde schnell als Öko oder gar Bio-Freak diskreditiert. Längst haben wir jedoch dazugelernt.
Heute wissen wir alle, wie (umwelt)schädlich Umverpackung aus Kunststoff sind. Okay, nach wie vor fällt beim Einkauf von Lebensmitteln viel zu viel Plastikmüll an. Dennoch versuchen wir, unsere gelbe Tonne möglichst spärlich zu befüllen.
Seit 2023 bereits gibt’s die Mehrweg-Angebotspflicht – und sogar den „Coffee-to-go“ mittlerweile im Mehrweggebinde. Gut so, wir scheinen es kapiert zu haben. Hmm, wirklich alle?
Scheinbar nicht, denn gerade dort, wo nachhaltiges Verpacken (oder überhaupt nicht zu verpacken) am einfachsten wäre, wird tatsächlich noch Alufolie benutzt. Ob „to go“ oder vor Ort verzehrt: Die in Deutschland angekommene und mächtig gehypte US-amerikanische Fast-Food-Kette Five Guys packt alle Burger in Alufolie! Hat sich wohl bei den Klimaklebern noch nicht rumgesprochen?
Aber ernsthaft: Es ist natürlich jedem selbst überlassen, wen und was er finanziell unterstützt. Und „Fünf Jungs“ hin oder her – selbstgemachte Burger sind sowieso unerreicht gut!
Teil 2: Ich hätt‘ da mal eine Frage …
7. Aug. 2024
Bahnfahren gilt als umweltfreundlich, gerade wegen des niedrigen Energieverbrauchs pro Passagier beim Zugantrieb. Gern wird allerdings „unters Gleis gekehrt“, dass die Umwelt-Bilanz von der zu erhaltenden Infrastruktur wie Schienennetz, Weichen und Bahnhöfen reichlich verhagelt wird.
Andererseits wissen wir alle, wie maßgeblich der Flugverkehr das Weltklima aufheizt – Fliegen ist die klimaschädlichste Art überhaupt sich fortzubewegen. Dies alles ins Kalkül gezogen, sollte man von unserer Klimaschutzpolitik entsprechende Steuer(ungs)impulse erwarten – sowieso von einer Bundesregierung mit Grünen-Beteiligung und grüner Umwelt-Ministerin.
Die Realität mag überraschen: Kerosin bleibt hier zulande abgabenbefreit und nach wie vor entfällt auf internationale Flüge keine Mehrwertsteuer. Auf der anderen Seite zahlt die Bahn für den Dieselkraftstoff ihrer Triebwägen den vollen Mineralölsteuersatz! Philosophie und exekutives Handeln passen schlichtweg nicht zusammen, die sich ableitende Lenkungswirkung ist fatal – wie kann so etwas sein?
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Ohne Frage keine Antwort. Selbst wenn jedoch in schnelllebigen Zeiten die Publikationsflut unsere Aufmerksamkeit schier verschlingt, fragt man sich hier und dort: Warum stellt niemand diese Frage? Die kleine Serie „Question worth asking“ holt dies nach.
Von halbautomatischen Pistolen und Aktenvernichtung
18. Jun. 2024
Abkürzungen können verwirrend sein – gerade dann, wenn sie in den verschiedensten Zusammenhängen synonym verwendet werden. So war die (Walther) P 5 nicht nur James Bonds Lieblingswaffe in Filmklassikern wie „Octopussy“. Von P 5 ist auch in DIN 66399 die Rede als eine von sieben Sicherheitsstufen bei der Vernichtung von Papierprodukten: Ein Reißwolf, der diese erfüllt, erzeugt Schnipsel von höchstens 30 qmm Fläche mit einer Streifenbreite von bis zu 2 mm.
Hierbei steht P für die Datenträgerart „Informationen in Originalgröße“, dazu zählen Gedrucktes oder auch Röntgenaufnahmen. Daneben gibt es fünf weitere Kategorien, so etwa optische wie CD und DVD (O) oder elektronische (E) wie USB-Sticks und Chipkarten. Für sie alle gelten drei abgestufte Schutzklassen. Deren höchster Klasse 3 werden personenbezogene Daten zugeordnet, bei deren unrechtmäßiger Verarbeitung eine Gefahr für Leib und Leben oder die persönliche Freiheit des Betroffenen gegeben ist; hier sind Schadensauswirkungen gemeint, die ein unmittelbar existenziell bedrohliches, katastrophales Ausmaß für Betroffene annehmen können.
Innerhalb dieser Schutzklassen wiederum wird nach den Sicherheitsstufen 1 bis 7 unterschieden, die den Grad der Vernichtung – salopp gesagt: die Größe der Schnipsel – definieren und somit die Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit der Datenträgervernichtung thematisieren. Klare Sache: Je höher der Grad der Vernichtung, desto höher ist ihr Aufwand, aber auch der Aufwand für die Wiederherstellung der Daten, soweit überhaupt noch möglich – viel Spaß und Geduld mit dem Klebestift!
Der Datenbesitzer kennt seine Daten am besten, daher muss auch er die Zuordnung von Schutzklasse und Sicherheitsstufe treffen. In der höchsten Schutzklasse 3 kommen dabei die Sicherheitsstufen 4 bis 7 (von besonders sensibel und existenziell wichtig über außergewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen bis hin zu strengstens geheim) in Frage. Der Partikelschnitt P 5 erfüllt also deutlich die Anforderungen der höchsten Schutzklasse 3 und bewegt sich dennoch im wirtschaftlichen Rahmen. Man könnte ihn somit als Goldstandard bezeichnen, wenn geschäftliche Papiere aller Art vor der umweltgerechten Entsorgung irreversibel unkenntlich zu machen sind.
Was watschelt und quakt wie eine Ente, ist meist eine Ente. Will sagen: Was kompliziert bei der datenschutzkonformen Aktenvernichtung klingt, ist wohl kompliziert. Auch wenn es anders als beim Namensvetter Walther P 5 keinen Waffenschein braucht für den sicheren Umgang, ist daher beim angemessenen Entsorgen sensibler und personenbezogener Daten dennoch Professionalität angesagt.
Taucht vermeintlich Entsorgtes nämlich irgendwo wieder lesbar auf, wird aus einem Datenschutzleck schnell ein Datenschutzskandal – mit nicht zu unterschätzenden rechtlichen Konsequenzen und Imageschäden. Professionelle Anbieter von Aktenvernichtung beraten, stellen abschließbare Transportbehälter in gewünschter Größe und Menge zur Verfügung und holen diese zur Entsorgung ab – oder führen die Arbeiten auch vor Ort durch.
(K)eine Frage der Perspektive – Bekenntnis eines Pfälzers
22. Mai 2024
Burgen waren anno dazumal nichts anderes als absolut höchstgelegene Rückzugsorte, die ihre Bewohner wie auch die umliegenden Bauern wirksam vor drohenden Angriffen von Feinden schützten. Schließlich konnte man im Mittelalter naturgemäß (noch) nicht von oben eindringen – und auch schweres Gerät zum Zerstören oder Überwinden der steinernen Mauern war nur äußerst mühsam herbeizuschaffen.
Das gilt auch für die im Pfälzerwald gelegene dreigeteilte Trifels-Gruppe. Ihr berühmtester Gefangener, der englische König Richard Löwenherz, erinnert daran, dass Burgen wie diese auch als Gefängnisse dienten. Ob mit der ferngesteuerten Drohne aufgenommen und oder aus dem Hubschrauber in der Vogelperspektive betrachtet, lässt sich eine weitere Alleinstellung ermessen: Von hier aus konnten Angreifer schon entdeckt und aus überlegener Stellung bekämpft werden, bevor sie es überhaupt an die Festungstore schafften.
Anders als früher aber kommen heute die Angriffe (wenn nicht über digitale Einfallswege) in aller Regel von oben. Entsprechend werden die Schutzbereiche im Gegensatz zu Ritters Zeiten weit unterirdisch angelegt. Somit sind sie nämlich ungleich schwerer zu erreichen für ferngesteuerte und immer perfider wirkende Raketensysteme. Hoch oben auf dem Berg oder en contraire tief vergraben unter der Erde: Wo man besser Schutz suchen sollte, ist insofern immer auch eine Frage der (mithin zeitlichen) Perspektive.
Für die einzigartige Natur des Pfälzerwalds mit seiner unverwechselbar hügeligen Landschaft, den mächtigen Sandsteinfelsen und dem prägenden Baumbestand in variantenreich satten Grüntönen jedoch gilt: Ihn für sich zu entdecken, ist nicht nur für uns Pirmasenser und ungeachtet der jeweiligen Perspektive immer wieder ein ganz besonders Erlebnis – völlig unabhängig davon, ob man den Wald erwandert, mit dem Mountainbike durchquert oder aus dem Hubschrauber betrachtet.
Aus dem Auge ‒ aus dem Sinn
18. Apr. 2024
Der Beispiele gibt es viele, so etwa der Ausstieg aus der Atomindustrie nach Fukushima oder die Revitalisierung der Bundeswehr per Sondervermögen kurz vor ihrem (bis dato in Kauf genommenen) Niedergang: Hierzulande scheint es gang und gäbe zu sein, sprichwörtlich den Brunnen erst zuzudecken, wenn das Kind ertrunken ist.
Zu den weiteren Gepflogenheiten gehört es, sich ungeachtet der Bedeutung tendenziell mehr auf die oberflächlich erkennbaren Dinge zu fokussieren. So besorgen uns Falten und Geheimratsecken meist mehr als Atherosklerose und Hypertonie.
Im übertragenen Sinne bedeutet das für unsere Infrastruktur, dass wir Straßen und Gleise im Blick haben, gleichzeitig aber riesige Sanierungsstaus bei den Wasserstraßen vor uns herschieben: Rund die Hälfte der deutschen Stahlbauwerke, Brücken, Schleusen- und Wehranlagen wurden vor 1950 gebaut. Braucht’s auch hier erst Brückenhavarien und vom Hochwasser gebeutelte Städte, um die Priorisierung neu auszurichten?
Nicht minder sträflich einzuschätzen ist die Abwasserbeseitigung. So schlummert in den kommunalen Erdreichen so manche Zeitbombe. Gemeint sind damit nicht etwa Blindgänger, sondern uralte Abwasserkanäle. Deren Haltbarkeit bemisst sich je nach verwendetem Material wie Steinzeug, Stahlbeton, Beton oder Kunststoff. Nicht wenig davon wurde in der Kaiserzeit verlegt und ein Großteil des Entwässerungsnetzes entstand landauf, landab über den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die kritische Nutzungsdauer der Kanäle jedoch wird angesichts knapper Kassen geflissentlich ignoriert. Aus dem Auge ‒ aus dem Sinn auch hier? Na klar, denn nur wenn bei einer Verstopfung etwas nicht mehr abfließt, wird man unangenehm an das weitverzweigte Kanalsystem unter uns erinnert. Schadensereignisse wie diese nennt man Infiltration. Durch marode Kanäle kommt es aber auch zur Exfiltration, wenn nämlich austretendes Abwasser unser Grundwasser verunreinigt.
Bleibt die Hoffnung, dass wir es hier wie dort lernen, vorausschauender statt erst getrieben von bereits eingetretenen Schadensereignissen zu planen ‒ und zu handeln.
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