- Neue Wechselausstellung im Pirmasenser Kulturzentrum ermöglicht sinnliche Erfahrungen an künstlerischen Arbeiten von Rachel Mrosek, Mark Blunck, Wolfgang Beck und Dani/ela Bershan
- Live-Performance „Ocean“ von Dani/ela Bershan am 2. September 2023 zielt auf bedeutungsvolle Interpretation alltäglicher Handlungen und will zwischenmenschliche Nähe begreifbar machen
(Forum ALTE POST Pirmasens, 7. Juli bis 3. September 2023)
Pirmasens, 26. April 2023. Berührung kann körperlicher, aber auch geistiger und emotionaler Natur sein. Die Präsenz von Kunst im Raum, im Hier und Jetzt, ermöglicht diese Arten der Berührung – in ihr liegen der Wert und das Wesen der Kunst: Im Raum kann man Kunst erfahren und reflektieren. Genau dazu ein lädt „touch/ed“, die neue Wechselausstellung im Forum ALTE POST. Vom 7. Juli bis 3. September 2023 präsentiert das Pirmasenser Kulturzentrum eine Auswahl der Arbeiten von Rachel Mrosek, Mark Blunck, Wolfgang Beck und Dani/ela Bershan. Zu sehen sein werden Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen und Installationen. Ihnen allen gemein ist, dass sie mit ihrer Materialität das Publikum berühren.
Die Vernissage zu „touch/ed“ findet am 6. Juli 2023 um 19.00 Uhr statt; anwesend sein werden dann auch Wolfgang Beck, Mark Blunck und Rachel Mrosek.
Im Zuge der Ausstellung bietet das Forum ALTE POST am 2. September 2023 eine Bühne für die Live-Performance „Ocean“ von Dani/ela Bershan. Darin fügen sich unterschiedliche Arten von Reproduktionsarbeit zu einem Ritual zusammen mit dem Ziel, ein tiefes Verständnis für die Wichtigkeit scheinbar banaler Tätigkeiten und die scheinbar banale Körperlichkeit unseres menschlichen Daseins hervorzubringen. Zudem soll der live erzeugte Soundtrack aus Singen und Atmen eine Intimität zwischen den Performerinnen und dem Publikum schaffen und so unsere Kraft und Verbundenheit als Menschen spürbar machen. Man kann „Ocean“ sehen, hören und riechen – und so will „Ocean“ die Menschen berühren. Die Veranstaltung dauert von 17.00 bis 22.00 Uhr, der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Darüber hinaus beinhaltet das Rahmenprogramm offene Führungen und zwei Gespräche mit den ausstellenden Kunstschaffenden am 6. August und 3. September.
„Wenn du Kunst berühren kannst, kann Kunst dich berühren“
Nachdem das Forum ALTE POST, wie viele Museen, Corona-bedingt sehr lange nur digitale Angebote machen konnte, zielt „touch/ed“ darauf, sinnliche Erfahrungen zu ermöglichen und den eigentlichen Wert der Kunst erfahrbar zu machen: das emotionale und geistige Berührt-Sein. Denn durch die Anwesenheit der Objekte im Raum ist deren Materialität spürbar, auch wenn man sie nicht berührt. Diese Wahrnehmung der Objekte vermittelt ihre Materialität anders als die Präsentation im digitalen Raum. Denn das Digitale ist nicht in einem konkreten Raum verortet und kann zu unterschiedlichen Zeiten überall sein. Auf diese Weise geht der eigentliche Wert – die Präsenz im Hier und Jetzt und das berührende Wesen der Kunst – verloren.
In „touch/ed“ berührt beispielsweise die Arbeit „Please go down“ von Rachel Mrosek durch ihre Zerbrechlichkeit: Die Schönheit liegt in der Fragilität ihrer Materialstruktur. Die Gemälde von Mark Blunck hingegen berühren durch ihre Kraft. Dass Kunst Leben ist und Leben materiell, spürt man in den Arbeiten von Wolfgang Beck, der seine Objekte aus der Materialität natürlicher Strukturen heraus entwickelt. Nicht zuletzt macht Dani/ela Bershan, in der Installation und Performance ‚Ocean‘ die Körperlichkeit als Grundlage des menschlichen Daseins, Fürsorge und zwischenmenschlicher Nähe begreifbar.
Die Kunstschaffenden in „touch/ed“
Rachel Mrosek ist Grafik-Designerin, Fotografin und Bildende Künstlerin (Diplom). Während des Studiums an der Hochschule der Bildende Künste Saar hat sie sich intensiv mit dem Material Porzellan beschäftigt, aus dem auch ihre Abschlussarbeit „Please go down“ geformt wurde. Der Titel ist eine Einladung an das Publikum, sich hinab zu beugen bzw. in die Hocke zu gehen, um die auf dem Boden platzierten Porzellangefäße nicht nur zu betrachten, sondern auch sanft zu berühren. Für Mrosek ist das Material das Medium, mit dem sie und ihre Kunst mit den Betrachtenden in Kontakt treten möchten. (http://rachel-mrosek.de)
Mark Blunck arbeitet seit Abschluss seines Studiums an der Universität Landau/Koblenz als Maler und Bildhauer. Seine Bilder und Skulpturen entspringen seinen intensiven Auseinandersetzungen mit der Natur und dem Menschen in der Natur. Wiederholten Aufenthalten in den Bergen verdankt er es, mit Farbflächen Landschaften von scheinbar berührbarer Materialität auf die Leinwand bringen zu können und fiktive Räume zu schaffen, die den Betrachtenden als Sehnsuchtsort offenstehen wollen. (http://www.mark-blunck.de)
Wolfgang Beck hat an der Fachhochschule für Gestaltung in Mannheim studiert und ist freischaffender Maler und Bildhauer. Seine Objekte entwickeln sich aus dem Material heraus: Mit Holzstücken sowie Oberflächen und Strukturen ausrangierter Tischplatten erschafft er unter anderem mithilfe von Kunstharz und Eisen Landschaften und Figuren von großer Intensität. Er malt primär mit Ölfarbe auf Leinwand und kreiert so in langen zeitlichen Prozessen und Schichtungen Materialität und Brillanz – aus der Nähe pures Pigment, Werkzeugspuren und „Chaos“, aus der Distanz sicht- und erlebbarer Farbraum. (https://wbeck-kunst.de)
Dani/ela Bershan alias Baba Electronica arbeitet seit ihrem Studium an der Rietveld Akademie in Amsterdam als freischaffende Künstlerin, DJ und unabhängige Wissenschaftlerin, die sich mit Beziehungsstrukturen und der Politik der Intimität beschäftigt. Ihre Arbeit reicht von Skulpturen und Performances bis hin zu Community Facilitation und Sound. Darin schlägt sie Praktiken kollektiver Intimität und Fürsorge vor, um die Komplexität von Interdependenz und Beziehungsstrukturen zu untersuchen und zu würdigen. (http://danielabershan.com)
Zum Forum ALTE POST
Das Kulturzentrum Forum ALTE POST in Pirmasens ist entstanden aus dem 1893 von dem Architekten Ludwig Stempel (1850-1917) erbauten Königlich Bayerischen Postamt. Dort wurden bis 1927 sowohl der städtische Paketverkehr als auch der Telegrafendienst abgewickelt; nach dem Bau einer neuen Post diente das Gebäude im Herzen der westpfälzischen Stadt als Fernmelde- und Kraftpoststelle und galt 1930 als einer der größten Kraftpoststützpunkte Deutschlands. Bis zu ihrer Schließung 1976 fungierte die Alte Post als Wartesaal für Postbusreisende, Telefonzentrale und Kraftpostverwaltung. Dank eines aufwändigen Umbaus, einer technischen Modernisierung und grundlegenden Restaurierung, bei der unter anderem ein Mosaik an der Außenfassade nach historischen Vorlagen wiederhergestellt wurde, erstrahlt das Monument nun in neuem Glanz. Das Forum ALTE POST bietet mit seinen vielfältig nutzbaren Räumen Platz für Ausstellungen, Konzerte und Events, aber auch für Seminare und private Feiern. Zur Würdigung zweier berühmter Söhne der Stadt gibt es im Forum ALTE POST fest etablierte Einrichtungen. Dabei handelt es sich zum einen um die Dauerausstellung „Heinrich Bürkel – Landpartie“ mit insgesamt 60 Gemälden, Zeichnungen und Skizzen des bekannten Romantik-Malers Heinrich Bürkel (1802-1869). Zum anderen präsentiert sich das Hugo-Ball-Kabinett als interaktive Dauerausstellung über den Dada-Begründer Hugo Ball (1886-1927). Weitere Informationen sind erhältlich unter https://forumaltepost.de
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