- Westpfälzische Stadt begeht runden Geburtstag mit zweitägigen Festlichkeiten
- Seit 1869 Gewährleistung von bestmöglichem Schutz für Menschen, Tieren sowie Hab und Gut
- Vielfältiges Einsatzspektrum dank spezialisierter Einheiten mit Technischer Einsatzleitung, Schnelleinsatzgruppe, Facheinheit Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen (SRHT) sowie Gefahrstoffzug und Führungsunterstützung
Pirmasens, 20. September 2019. Seit 1869 im Dienst und damit eine der ältesten Wehren des Landes: Die Feuerwehr Pirmasens wird 150 Jahre alt. Das eindrucksvolle Jubiläum nehmen die Brandbekämpfer der westpfälzischen Stadt als willkommenen Anlass, mit den Bürgern der Stadt gemeinsam zu feiern. Nach einem Festakt am Freitag, 20. September, mit geladenen Gästen gibt es am Samstag, 21. September, von 10.00 bis 17.00 Uhr auf einem weiträumigen Areal rund um die Pirmasenser Feuerwache ein buntes Unterhaltungsprogramm für Groß und Klein unter anderem mit Führungen durch die Wache, Vorführungen der aktiven Wehr und einer Ausstellung mit historischen Feuerwehrfahrzeugen. Gekrönt wird der Festtag mit einem abendlichen Konzert stilecht in der Fahrzeughalle der Feuerwache sowie einem Feuerwerk. Der Erlös aus den Einnahmen des Samstags geht zum größten Teil an die Jugendfeuerwehr Pirmasens.
Vom Wassereimer bis zum Baumbiegesimulator
Über Jahrhunderte hatte man hierzulande wie überall auf der Welt Brände mithilfe von Wasser in Eimern gelöscht. Waren bereits 1774 in Verantwortung des damaligen Bürgermeisters zwei Handspritzen zur Brandbekämpfung angeschafft worden, so beginnt die offizielle Geschichte der Feuerwehr Pirmasens am 5. September 1869 mit der ersten Generalversammlung, die als Gründung des „Freiwilligen Feuerwehr-Corps Pirmasens“ protokollarisch festgehalten ist. Hintergrund dafür war das Engagement junger Bürgersöhne, die auf ihren Reisen das Feuerlöschwesen in anderen Städten kennen gelernt hatten und dies auch in Pirmasens etablieren wollten. Von jenen Anfängen mit einer zweirädrigen „Metz’schen Spritze“, Gerätschaftswagen, Rettungssack und Leitern führten turbulente Zeiten die Pirmasenser Feuerwehr durch Auflösung, Neugründung und zwei Weltkriege bis zum heutigen Tag.
Im Jahr 2019 verfügt die Feuerwehr Pirmasens über 104 aktive Mitglieder; neben den 21 hauptamtlichen Feuerwehrbeamten zählen dazu beispielsweise auch 54 Atemschutzgeräte- und 21 Chemikalienschutzanzugträger. Für den Zeitraum vom 10. September 2018 bis 10. September 2019 verzeichnete das Team von Stadtfeuerwehr-Inspekteur Karl-Heinz Bär dabei insgesamt 520 Einsätze bei Gebäude-, Objekt- und Fahrzeug-Bränden, in der Brandsicherheitswache und als Hilfeleistung. Zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, Sonderschulungen und ein permanenter Übungsbetrieb zu verschiedensten Szenarien sorgen dafür, dass die Feuerwehr Pirmasens in ihren Aufgabengebieten optimal aufgestellt ist. Auch der technologische Bestand im Fuhr- und Gerätepark wird kontinuierlich erneuert und erweitert, zuletzt im August 2019 mit einem Baumbiegesimulator für die Ausbildung von Kettensägenführern.
Fit für Spezialaufgaben
Seit 1989 verfügt die Feuerwehr Pirmasens über eine dem Katastrophenschutz der Stadt unterstellte Facheinheit Technische Einsatzleitung (TEL). Im Jahr 2000 entstand die Facheinheit Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen (SRHT) – diesem besonderen Einsatzspektrum hat sich die Pirmasenser Feuerwehr als eine der ersten freiwilligen Feuerwehren in Rheinland-Pfalz mit speziellen Kräften gewidmet. Derzeit gibt es sieben aktive Höhenretter und Ausbilder sowie neun ausgebildete Kollegen mit der Zusatzqualifikation „Arbeiten im absturzgefährdeten Bereich“ zur Unterstützung bei Übungen und Einsätzen. Im Jahr 2010 wurde die SEG (Schnelleinsatzgruppe) Pirmasens in städtische Trägerschaft übernommen, zu der Helfer von ASB, DRK, DLRG und freiwilligen Feuerwehren gehören; die SEG Pirmasens ist zudem gemeinsam mit SEG-Einheiten des Landkreises am Betreiben eines Behandlungsplatzes 25 beteiligt. Aktuell 14 Mannschaftsmitglieder zählt der Gefahrstoffzug, bestehend aus Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr und hauptamtlichen Feuerwehrleuten. In der Jugendfeuerwehr sind aktuell 51 Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 16 Jahren aktiv, betreut von 18 Helfern aus der aktiven Wehr und drei Helferinnen aus dem Stadtfeuerwehrverband.
„150 Jahre Feuerwehr Pirmasens sind wahrlich ein Grund zu feiern! Denn ohne Frage können wir sehr stolz sein auf unsere engagierte Truppe aus, die getreu dem traditionellen Motto ‚‘Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr‘ Tag und Nacht und bei jedem Wetter zuverlässig für den Schutz unserer Bürger und deren Hab und Gut unterwegs ist – und dies bei stetig steigenden Anforderungen und in manch schwierigem Einsatz“, kommentiert Denis Clauer, Beigeordneter der Stadt Pirmasens, den runden Geburtstag. „Auch in Zeiten knapper Haushaltskassen ist dafür gesorgt, dass die Pirmasenser Feuerwehr über eine bestens ausgestattete Wache sowie Außenwachen und einen umfangreichen Fuhrpark mit moderner Ausrüstung verfügt. Die Herausforderung und unser Bestreben liegen nun darin, auf dieser Grundlage in den nächsten Jahren den Erhalt des ehrenamtlichen Systems nachhaltig zu unterstützen, um diese hervorragende Versorgung auch in Zukunft zu gewährleisten.“
Historie im Überblick
5. September 1869: Erste Generalversammlung zur Gründung des „Freiwilligen Feuerwehr-Corps Pirmasens“
19. September 1877: Auflösung des Feuerwehr-Corps wegen schwindender Mannschaftsstärke
7. Dezember 1877: Ernennung einer Kommission zur Vornahme einer Neugliederung
11. Februar 1878: Die Pflichtfeuerwehr wird ins Leben gerufen – alle Männer vom vollendeten 26. bis zum vollendeten 40. Lebensjahr sind zum Feuerwehrdienst verpflichtet
1880er Jahre: Einführung einer Wasserleitung mit eingebauten Hydranten und Ausbau des Alarmwesens als Anpassung auf die neuen Gegebenheiten der wachsenden Stadt
1905: Beginn der Ausarbeitung einer neuen Feuerlöschordnung
17. Oktober 1910: Neue Feuerlöschordnung tritt in Kraft – Aufteilung der Wehr in die zwei Hauptabteilungen Alarmabteilung und Allgemeine Wehr
Reorganisation nach dem 1. Weltkrieg: Verstärkung mit motorisierten Löschfahrzeugen
1923/24: Anschaffung von Motorspritzen und einer «Automobildrehleiter» mit einer ausziehbaren Länge von 32 Metern
1937: Etablierung als „Feuerlöschpolizei“ im Zuge einer Verschmelzung von Feuerwehr und Polizei
2. Weltkrieg: überörtlicher Einsatz z. B. in Saarbrücken, Zweibrücken, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Frankenthal sowie nach schweren Luftangriffen in Pirmasens mit großen Zerstörungen auch der Ausrüstung
1946: Einrichtung einer Tagesbereitschaft von acht Feuerwehrmännern in einer Notunterkunft in der Ottostraße
1948: Wiederaufbau der Feuerwehr nach der Währungsunion
1954: Eröffnung der Feuerwache in der Lemberger Straße
1969: Vergrößerung des Einsatzgebiets auf 61 km2 nach Eingliederung zuvor selbstständiger Gemeinden und Ortsteile
1989: Gründung der Technischen Einsatzleitung (TEL)
1990: Die erste Frau beginnt ihre Ausbildung bei der Feuerwehr Pirmasens
1991: Gründung der Jugendfeuerwehr – 1994 wird die erste Gruppe in die aktive Wehr übernommen
2000: Bezug der neuen Feuerwache in der Gasstraße – bis heute Standort der Feuerwehr Pirmasens; Formierung der Facheinheit Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen (SRHT)
2010: SEG (Schnelleinsatzgruppe) Pirmasens wird in städtische Trägerschaft übernommen
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter www.pirmasens.de erhältlich.