Er ist einer der bekanntesten Pirmasenser weltweit, wenn nicht der berühmteste überhaupt. Und doch kam der Schriftsteller Hugo Ball, der als Mitbegründer des Dadaismus gilt, in seiner eigenen Stadt nie wirklich an ‒ weder zu Lebzeiten (1886–1927) noch in der Folge.
Der Prophet gilt nun mal im eigenen Land nichts. Plattitüde hin oder her: Kunst an sich hat von jeher polarisiert. Und nicht selten ist es der nur oberflächliche Umgang mit ihr, der den Zugang versagt und schnell zu einer negativen und damit ja auch irgendwie bequemen Grundhaltung führt.
„Gaga di bling blong, gaga blung“ heißt es in seinem Lautgedicht „Gadji beri bimba“, das wie alle seine lautmalerischen Werke komplett auf eine verständliche Wortdeutung verzichtet und sich jeglichem semantischen Zugang entzieht. Vielmehr drückt sich darin eine negative, durchaus destruktive Grundhaltung gegenüber den traditionellen Kunst- und Werkformen aus.
Es ging Ball und seinen Mitstreitern nämlich gerade auch ums Schockieren und um das Spiel mit der Erwartungshaltung des Publikums im berühmt-berüchtigten Cabaret Voltaire. Sich darüber jedoch nur im Vorbeigehen und ohne Kontext ein Urteil zu bilden, das wäre, als würde man an einem Modigliani riechen, um die Formensprache seiner Gemälde zu ergründen.
Über die zahlreichen Veranstaltungen des in Pirmasens begangenen Dada-Jahrs 2016 hat sich so mancher etwas näher mit Ball beschäftigt ‒ ihn dabei beispielsweise als kategorischen Kriegsgegner kennen gelernt, als Freund Hermann Hesses und Verfasser einer Hesse-Biographie, die bis heute höchste Anerkennung erfährt. Und auch das ist Hugo Ball (aus „Abendblick vom Hochstein“):
„Es deckt mit seidnen Schleiern
Der Tag sein Ölbild zu:
Um Dorf und Acker fledert
Mausgraue Abendruh.“
Jeder hat eine zweite Chance verdient, das gilt für verkannte Literaten gleichermaßen. Und auch wenn man nicht gleich zum Fan werden muss – Kunst ist und bleibt Ansichtssache –, so lohnt doch ein zweiter Blick allemal. Das wird jetzt übrigens umso einfacher und unterhaltsamer. Denn Da ‒ da (ist) ‒ da: Gestern wurde im Forum ALTE POST in Pirmasens das Hugo-Ball-Kabinett als Dauerausstellung zum Leben und Wirken des „großen Sohnes“ eröffnet. Prädikat: absolut empfehlenswert!