- Pirmasenser Kulturzentrum zeigt in Kooperation mit dem Kunstverein kunst & kultur pirmasens e. v. in „Charme / Scham“ ausgewählte Arbeiten der saarländischen Künstler Jonas Mayer und Dennis Di Biase
- Neue Wechselausstellung präsentiert sichtbare und vermeintlich unsichtbare Blicke auf urbane Räume
(Forum ALTE POST Pirmasens, 25. Mai bis 13. Juli 2025)
Pirmasens, 9. April 2025. Urban Art auf ganz andere Weise gastiert vom 25. Mai bis 13. Juli 2025 im Pirmasenser Kulturzentrum Forum ALTE POST – erneut in Kooperation mit dem Kunstverein kunst & kultur pirmasens e. v. In der Wechselausstellung „Charme / Scham“ rücken die beiden jungen Saarbrücker Künstler Dennis Di Biase und Jonas Mayer den städtischen Raum ins Zentrum. Beide bewegen sich mit ihren Arbeiten wie „urbane Voyeuristen“ durch den öffentlichen Raum und nähern sich ihm dabei aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln. Gemeinsam entfalten die beiden Positionen wiederum ein vielschichtiges Bild der Stadt: ein Ort zwischen Charme und Scham, zwischen Faszination und Überforderung, zwischen kollektiver Erinnerung und persönlicher Erfahrung.
Die Vernissage mit musikalischer Umrahmung findet in Anwesenheit von Dennis Di Biase und Jonas Mayer am Sonntag, 25. Mai 2025, um 11.00 Uhr statt. Frederic Krämer, der 1. Vorsitzende des kunst & kultur pirmasens e. v., sowie Denis Clauer, Kulturdezernent der Stadt Pirmasens, begrüßen die Gäste, anschließend wird individuell auf die Werke der Künstler eingegangen. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Nähere Einblicke in die Ausstellung gewähren insgesamt drei Führungen, diese finden am Eröffnungstag am 25. Mai um 16.00 Uhr, am Sonntag, 29. Juni, um 11.30 Uhr (Expertenführung) sowie am letzten Ausstellungstag am Sonntag, 13. Juli, um 16.00 Uhr statt. Geleitet werden sie entweder von den Künstlern oder dem Vorstand des Kunstvereins. Die Teilnahme kostet 7,50 Euro (Eintritt und Führung), eine Anmeldung unter 06331 23927-16 oder per E-Mail an altepost@pirmasens.de ist in jedem Fall erforderlich.
Darüber hinaus begleitet die Museumpädagogik des Forum ALTE POST „Charme / Scham“ mit kreativen MitMachAktionen über die gesamte Dauer der Ausstellung und bietet zudem auf Anfrage auch Führungen an für Kitas, Schulklassen und Jugendgruppen.
Unterschiedliche Blicke auf urbane Räume
In „Charme / Scham“ widmet sich Jonas Mayer den sichtbaren urbanen Reminiszenzen. Auf städtischen Erkundungstouren, auch in Pirmasens, sammelt er visuelle Eindrücke von Fassaden, Schaufenstern, Werbeschildern und wandgewordenen Notizen – eine visuelle Topographie, die von Vergänglichkeit und Aneignung erzählt. In seinem Empfinden vermittelt die Stadt durch ihre Oberflächen ein vielschichtiges Bild, in dem sich vergangene und gegenwärtige Spuren überlagern. In diesen fragmentierten Zeichen offenbaren sich dem Saarbrücker Künstler verschiedene Geschichten über Nutzung, Wandel und die stetige Transformation des urbanen Raums.
Dennis Di Biase hingegen richtet seinen Blick auf das vermeintlich Unsichtbare. Das Stimmungsbild der Stadt manifestiert sich für ihn im Befinden ihrer Bewohner. Er untersucht die individuelle Identität im Spannungsfeld zwischen öffentlicher Präsenz und privatem Rückzug. Während die Stadt als öffentlicher und normativer Raum gilt, bleibt das Individuum diesem gegenübergestellt, oft zerrissen zwischen Selbstverwirklichung und Rückzug, zwischen Zugehörigkeit und Isolation. Der ebenfalls in Saarbrücken lebende Künstler wirft einen Blick hinter die Kulissen und spürt den feinen Rissen in der urbanen Existenz nach.
Informationen zu den ausstellenden Künstlern
Jonas Mayer (geb. 1995) hat in Saarbrücken an der Hochschule für Bildende Kunst studiert und 2025 als Meisterschüler von Professor Georg Winter abgeschlossen. In seinen Werken will er eine Unbefangenheit und Leichtigkeit bei sich und im Betrachter wieder wachrufen. Mayer begreift seinen gesamten Arbeitsprozess als ständiges Spiel. Eigene Fotografien von kuriosen Alltagsbeobachtungen oder Spuren unbewusst spielerischer Handlungen unseres Alltags sind Inspirationsquellen für seine Gemälde. Tagträume auf dem Weg in sein Atelier begreift er als spielerischen Gedankenflug zur Anregung bildlicher Ideen. Seine Werke zielen darauf ab, kindliches Spiel ebenso hervorzurufen wie die Auseinandersetzung des Betrachters mit seinem eigenen inneren Kind. Hauptquellen sind Spielplätze, Baustellen, Industriebrachen und Flohmärkte. Als Inspiration für seine Motive dienen ihm Abbildungen von altem Spielzeug, Kinderzeichnungen und Kinderbücher sowie die von ihm selbst dokumentierten „Straßenkritzeleien“ von Jugendlichen und Kindern.
Ausgewählte Ausstellungen
- Delfin im Eimer, Kulturbahnhof Saarbrücken, 2024
- Wildes Morgen, Stadtgalerie Saarbrücken, 2023
- 7 Bilder & 1 Paar Stiefel, NBB Gallery, Berlin, 2023
- Es schoss der Has‘ die Flinte los, Sektor Heimat, Saarbrücken, 2023
- Dream Paper, Gallery Slika, Lyon, 2022
- Je krümmer das Holz desto besser die Krücke, Automat, Saarbrücken, 2022
- Drucksachen V, Institut für aktuelle Kunst, Saarlouis, 2022
- Lust in Sarregemuines, Casino, Sarregemuines, 2022
- Paperworks Vol.II, NBB Gallery, Berlin, 2021
- New in town / Welcome back, AquaBit, Berlin, 2021
- Leveling zero, Matca Artspace, Cluj Napoka (RO) Caravan, Offspace, St. Ingbert, 2021
- Rundgang, Automat Artspace, Saarbrücken (GER) 2019 Runde 2, Galerie Neuheisel, Saarbrücken, 2020
- Open Call Show, Delphian Gallery, London, 2020
Die künstlerische Praxis von Dennis Di Biase (geb. 1996) lässt sich als flackerndes Licht beschreiben, das die Gewölbe der Psyche für einen Moment erhellt und sie aus dem Unbewussten, manchmal auch aus dem Verdrängten hervorzieht. Schemenhafte, sich auflösende Figuren lassen ihr Inneres sichtbar werden. Inneres wird nach außen gekehrt, Verborgenes an die Oberfläche gebracht. Als amorphe und androgyne Wesen bieten sie der betrachtenden Person die Möglichkeit, selbst in sie „einzusteigen“. Diese Wesen verortet der in Saarbrücken lebende Künstler in staubigen, dunklen und engen Räumen. Sie bilden für ihn die Grundlage einer psychologisch-philosophisch geprägten Untersuchung der menschlichen Beschaffenheit, von Gefühlen, Zuständen und Erfahrungen, die für ihn als existenziell zum Mensch-Werden erachtet werden. Selbstverständlich scheint in den Bildern nichts zu sein, jeder Funken Sein muss sich behaupten und droht im diffusen Nichts zu verschwinden. Auch Dennis Di Biase hat an der Saarbrücker Hochschule für Bildende Kunst studiert.
Ausgewählte Ausstellungen
- Un( )heit – Bachelorabschluss, Kulturbahnhof Saarbrücken, 2025
- Kulturallee – Gruppe, Homburg, 2024
- Poneyclub – Gruppe, Saarbrücken, 2023
- Experimental Re(é)[flex|ct|ion] – Gruppe, Casino Display Luxemburg, 2023
- Tag der Druckkunst – Gruppe, Galerie der HBKsaar, 2023
- opere – Kooperationsausstellung der HBKsaar und der Kunstakademie Mailand, Galerie der HBKsaar, 2022
- NICHTS – Duo mit Isabelle Rein, Automat Saarbrücken, 2020
- ANDERS – Gruppe, Galerie der HBKsaar, 2019
- Runde 2 – Gruppe, Galerie Neuheisel Saarbrücken, 2019
- Contra Stare – Duo mit Jonas Mayer, Galerie Neuheisel Saarbrücken, 2018
Zum Forum ALTE POST
Das Kulturzentrum Forum ALTE POST in Pirmasens ist entstanden aus dem 1893 von dem Architekten Ludwig Stempel (1850-1917) erbauten Königlich Bayerischen Postamt. Dort wurden bis 1927 sowohl der städtische Paketverkehr als auch der Telegrafendienst abgewickelt; nach dem Bau einer neuen Post diente das Gebäude im Herzen der westpfälzischen Stadt als Fernmelde- und Kraftpoststelle und galt 1930 als einer der größten Kraftpoststützpunkte Deutschlands. Bis zu ihrer Schließung 1976 fungierte die Alte Post als Wartesaal für Postbusreisende, Telefonzentrale und Kraftpostverwaltung. Dank eines aufwändigen Umbaus, einer technischen Modernisierung und grundlegenden Restaurierung, bei der unter anderem ein Mosaik an der Außenfassade nach historischen Vorlagen wiederhergestellt wurde, erstrahlt das Monument nun in neuem Glanz. Das Forum ALTE POST bietet mit seinen vielfältig nutzbaren Räumen Platz für Ausstellungen, Konzerte und Events, aber auch für Seminare und private Feiern. Zur Würdigung zweier berühmter Söhne der Stadt gibt es im Forum ALTE POST fest etablierte Einrichtungen. Dabei handelt es sich zum einen um die Dauerausstellung Heinrich-Bürkel-Galerie mit insgesamt 60 Gemälden, Zeichnungen und Skizzen des bekannten Romantik-Malers Heinrich Bürkel (1802-1869). Zum anderen präsentiert sich das Hugo-Ball-Kabinett als interaktive Dauerausstellung über den Dada-Begründer Hugo Ball (1886-1927). Weitere Informationen sind erhältlich unter https://www.forumaltepost.de.
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