- Neue Wechselausstellung im Pirmasenser Kulturzentrum widmet sich Leben und Werk der vielschichtigen Künstlerin in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts
(Forum ALTE POST Pirmasens, 8. Februar bis 26. April 2020)
Pirmasens, 7. Januar 2020. Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin, Lyrikerin, Inspiration, Geliebte, Ehefrau des in Pirmasens geborenen Dada-Begründers Hugo Ball: Emmy Hennings, die wohl bekannteste Unbekannte der deutschsprachigen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, steht im Mittelpunkt der kommenden Wechselausstellung im Forum ALTE POST. Vom 8. Februar bis 26. April 2020 zeigt das Pirmasenser Kulturzentrum in Kooperation mit der Hugo-Ball-Gesellschaft (Leitung: Dr. Eckhard Faul) in „Emmy Hennings – Jahrhundertfrau der Avantgarde“ Einblicke in deren vielschichtiges Leben und Schaffen vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. Ebenso werden ihre Verbindungen zu prominenten Weggefährten beleuchtet wie Johannes R. Becher, Joachim Ringelnatz, Erich Mühsam, Else Lasker-Schüler, den Protagonisten im Cabaret Voltaire, Friedrich Glauser, Hermann Hesse und Gunter Böhmer.
In „Emmy Hennings – Jahrhundertfrau der Avantgarde“ erwarten das Publikum ausdrucksstarke großformatige Fotografien und eine Auswahl an handschriftlichen Texten und Erstausgaben. Als besonderes Highlight ist eine komplette Serie von Zeichnungen mit dem Titel „Variationen eines weiblichen Aktes“ zu bewundern, die der spätexpressionistische Maler Reinhold Rudolf Junghanns im Jahr 1913 von Emmy Hennings angefertigt hat.
Die Vernissage zu „Emmy Hennings – Jahrhundertfrau der Avantgarde“ findet am Freitag, 7. Februar 2020, um 19.00 Uhr im Forum ALTE POST statt. Das Rahmenprogramm umfasst öffentliche Führungen in den Reihen „Kunst am Sonntag“, „Kunst-Pause“ und „Kunst-Stück“ sowie „Kunst-Werk“-Workshops; für Schulklassen bietet das museumspädagogische Team weitere spezielle Workshops an. In den Ausstellungszeitraum fällt zudem die feierliche Verleihung des Hugo-Ball-Preises 2020 am Sonntag, 23. Februar 2020, um 10.30 Uhr. Am Samstag, 25. April 2020, wird um 19.00 Uhr „Emmy Hennings – Ein Poetisches Verhör“ aufgeführt, ein Theaterstück von und mit Satu Blanc.
Zur Ausstellung erscheinen in Zusammenarbeit mit dem speak low Verlag das Hörbuch „Gefängnis“ sowie in Zusammenarbeit mit dem Avant-Verlag die Graphic Novel „Alles ist Dada – Emmy Ball-Hennings“.
Über Emmy Hennings
Emmy Hennings wird 1885 in Flensburg geboren. Nach einer frühen Heirat, auf die die Scheidung folgt, und der Geburt ihrer Tochter Annemarie schließt sie sich 1905 einem Wanderzirkus an, um dem bürgerlichen Leben zu entfliehen. In den folgenden Jahren tritt sie als Schauspielerin und Sängerin auf, inspiriert Künstler und Schriftsteller und wird die Geliebte großer Denker; zeitweilig verdingt sie sich auch als Prostituierte. Ihre Lebensstationen reichen von München und Berlin bis in die Schweiz. 1920 heiratet sie den Dada-Begründer Hugo Ball, mit dem sie schon zuvor in die Schweiz emigriert ist. Nach seinem Tod verfasst sie Beiträge für Zeitschriften und erledigt Hilfsarbeiten, schreibt aber auch Gedichte und Romane. Bereits zu ihren Lebzeiten ist sie Gegenstand von Kunstwerken und Gedichten der Künstler Reinhold Rudolf Junghanns, Ernst Moritz Engert und Ferdinand Hardekopf. Emmy Hennings stirbt 1948 in Sorengo im Schweizer Kanton Tessin.
Zum Forum ALTE POST
Das Kulturzentrum Forum ALTE POST in Pirmasens ist entstanden aus dem 1893 von dem Architekten Ludwig Stempel (1850-1917) erbauten Königlich Bayerischen Postamt. Dort wurden bis 1927 sowohl der städtische Paketverkehr als auch der Telegrafendienst abgewickelt; nach dem Bau einer neuen Post diente das Gebäude im Herzen der westpfälzischen Stadt als Fernmelde- und Kraftpoststelle und galt 1930 als einer der größten Kraftpoststützpunkte Deutschlands. Bis zu ihrer Schließung 1976 fungierte die Alte Post als Wartesaal für Postbusreisende, Telefonzentrale und Kraftpostverwaltung. Dank eines aufwändigen Umbaus, einer technischen Modernisierung und grundlegenden Restaurierung, bei der unter anderem ein Mosaik an der Außenfassade nach historischen Vorlagen wiederhergestellt wurde, erstrahlt das Monument nun in neuem Glanz. Das Forum ALTE POST bietet mit seinen vielfältig nutzbaren Räumen Platz für Ausstellungen, Konzerte und Events, aber auch für Seminare und private Feiern. Zur Würdigung zweier berühmter Söhne der Stadt gibt es im Forum ALTE POST fest etablierte Einrichtungen. Dabei handelt es sich zum einen um die Dauerausstellung „Heinrich Bürkel – Landpartie“ mit insgesamt 60 Gemälden, Zeichnungen und Skizzen des bekannten Romantik-Malers Heinrich Bürkel (1802-1869). Zum anderen präsentiert sich das Hugo-Ball-Kabinett als interaktive Dauerausstellung über den Dada-Begründer Hugo Ball (1886-1927). Weitere Informationen sind erhältlich unter http://www.forumaltepost.de.
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