- Neue Sonderausstellung im Pirmasenser Kulturzentrum zeigt in jüngster Zeit entstandene Werke von Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes Rheinland-Pfalz
- Besonderer Fokus liegt auf der künstlerischen Keramik, die Schwerpunkt der Aufenthaltsstipendien im Künstlerhaus Schloss Balmoral war
- Arbeiten beleuchten aktuelle Themen wie Globalisierung, Zukunftsvisionen, Kommunikation, alte und neue Mythen
(Forum ALTE POST Pirmasens, 19. August bis 28. Oktober 2018)
Pirmasens, 10. Juli 2018. „Es dauert. Es ist riskant. Es bleibt womöglich für immer“: Unter diesem Motto steht die neue Sonderausstellung im Forum ALTE POST mit Arbeiten der Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes Rheinland-Pfalz. Vom 19. August bis 28. Oktober präsentiert das Pirmasenser Kulturzentrum – in Kooperation mit dem Künstlerhaus Schloss Balmoral und dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen – eindrucksvolle Kunstwerke. Diese sind 2017/2018 sowohl in Deutschland als auch in Seoul, Paris und New York entstanden. Die Künstler befragen in ihren Arbeiten die globalisierte Gegenwart und technologisierte Zukunft, arbeiten mit alten und modernen Mythen, mit der Geschichte der Ideen und Formen, gehen auf politische Themen ein und machen zwischenmenschliche Kommunikation sichtbar.
Im Fokus der Aufenthaltsstipendien im Künstlerhaus Schloss Balmoral stand dieses Jahr die künstlerische Keramik. Die acht Anwesenheitsstipendiaten arbeiteten überwiegend mit der Keramik und über die Keramik. In diesem Material tritt der titelgebende Dreiklang – die Zeit, das Risiko und die Dauerhaftigkeit – mit besonderer Deutlichkeit hervor, denn der Ton ist ein sehr zeitintensives wie risikoreiches künstlerisches Material. Er muss mehrere langwierige Produktionsstufen durchlaufen, die jede für sich mit der Zerstörung drohen, bis es zu einem fertigen Objekt kommt, das für immer erhalten bleiben kann.
Die Keramik ist reich an Ausdrucksformen – sie variiert in Haptik, Farbigkeit und Stil enorm, kann andere Materialien imitieren oder eine ganz eigene Ästhetik entwickeln. Diese Mannigfaltigkeit der Stile und der Formen, die das Material zulässt, befördert vermutlich das Interesse der vor allem jungen Künstler. Sie experimentierten mit dem Medium Keramik drei bis neun Monate lang, sowohl im Künstlerhaus selbst als auch in den Partnerinstitutionen Ebinger-Schnaß Keramik in Bad Ems und im Institut für Künstlerische Keramik und Glas (IKKG) in Höhr-Grenzhausen. Um diese wichtigen Verbindungen sichtbar zu machen, wurden die Partner als Gäste in die Ausstellung mit eigenen Beiträgen eingeladen.
Die Künstler mit Stipendien des Landes Rheinland-Pfalz – Arbeitsstipendien, Aufenthaltsstipendien im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf sowie in der Cité Internationale des Arts Paris, in der Residency Unlimited in New York und im Goyang Art Studio Seoul – führten ihre künstlerische Praxis ohne thematische Vorgaben fort. Die Aspekte der Zeit, des Risikos und der Dauerhaftigkeit kommen aber bei allen ausgestellten Arbeiten auf mehreren Ebenen zusammen: auf der Ebene der Produktion und des Materials, auf thematischer Ebene, als Arbeitsmethoden und schließlich auf Ebene der Rezeption und der biografischen Hintergründe der Beteiligten.
Zur Sonderausstellung bietet das museumspädagogische Team des Forum ALTE POST unter anderem themenspezifische Workshops für Kinder und Jugendliche sowie offene Führungen, Kuratorenführungen und begleitende Künstlerperformances. Darüber hinaus wird ein Katalog erhältlich sein.
Zu den ausstellenden Künstlern zählen Emma Adler, Ingo Bracke, Antye Guenther, Elmar Hermann (in Zusammenarbeit mit Soya Arakawa, Nora Hansen, Anne Hoffmann, Taisiya Ivanova und Olga Vostretsova), Emily Hunt, Berit Jäger, Hayeon Kim, Fabian Knöbl, Alfons Knogl, Maria Kropfitsch, Lambert Mousseka, Emma Perrochon, Yvonne Roeb, Claudia Schmitz und Daniel Wetzelberger. Kuratiert wurde „Es dauert. Es ist riskant. Es bleibt womöglich für immer.“ von der Kuratorenstipendiatin Olga Vostretsova.
Zum Forum ALTE POST
Das Kulturzentrum Forum ALTE POST in Pirmasens ist entstanden aus dem 1893 von dem Architekten Ludwig Stempel (1850-1917) erbauten Königlich Bayerischen Postamt. Dort wurden bis 1927 sowohl der städtische Paketverkehr als auch der Telegrafendienst abgewickelt; nach dem Bau einer neuen Post diente das Gebäude im Herzen der westpfälzischen Stadt als Fernmelde- und Kraftpoststelle und galt 1930 als einer der größten Kraftpoststützpunkte Deutschlands. Bis zu ihrer Schließung 1976 fungierte die Alte Post als Wartesaal für Postbusreisende, Telefonzentrale und Kraftpostverwaltung. Dank eines aufwändigen Umbaus, einer technischen Modernisierung und grundlegenden Restaurierung, bei der unter anderem ein Mosaik an der Außenfassade nach historischen Vorlagen wiederhergestellt wurde, erstrahlt das Monument nun in neuem Glanz. Das Forum ALTE POST bietet mit seinen vielfältig nutzbaren Räumen Platz für Ausstellungen, Konzerte und Events, aber auch für Seminare und private Feiern. Zur Würdigung zweier berühmter Söhne der Stadt gibt es im Forum ALTE POST fest etablierte Einrichtungen. Dabei handelt es sich zum einen um die Dauerausstellung „Heinrich Bürkel – Landpartie“ mit insgesamt 60 Gemälden, Zeichnungen und Skizzen des bekannten Romantik-Malers Heinrich Bürkel (1802-1869). Zum anderen präsentiert sich das Hugo-Ball-Kabinett als interaktive Dauerausstellung über den Dada-Begründer Hugo Ball (1886-1927). Weitere Informationen sind erhältlich unter http://www.forumaltepost.de.
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