- Stadt Pirmasens benennt Steigerung der Wohnqualität und Attraktivität von Stadtteil Horeb und Innenstadt als Schwerpunktprojekte zur Verwendung der bewilligten Städtebauförderung in Höhe von 7,2 Mio. Euro
- Differenziertes Vorgehen sieht enge Bürgerbeteiligung, Sozialraumanalyse und den langfristigen Einsatz von Quartier- und Citymanager vor
- Sekundäreffekte für Stadtbild und Konjunktur erwartet durch Impulsgabe an private Investitionen und Konzentration des Straßenbaus auf die Quartiere
Pirmasens, 27. April 2018. Leerstände, Sanierungsstaus und dadurch sich entwickelnde soziale Brennpunkte: Bei Weitem nicht alle Bereiche im Stadtteil Horeb weisen städtebauliche und funktionale Defizite auf, dennoch haben ihn die datenbasierten Sozialraumanalysen der Stadt Pirmasens als besonders sanierungsbedürftig ermittelt. Vor diesem Hintergrund soll die jetzt zugesicherte Förderung durch Bund und Land Rheinland-Pfalz in Höhe von 7,2 Mio. Euro in die Steigerung der Wohnqualität und Attraktivität der Quartiere Horeb und Innenstadt fließen. Die Fördermittel werden von 2018 bis 2021 in jährlichen Tranchen von jeweils 1,8 Mio. ausgezahlt, eine Verlängerung des Förderzeitraums um weitere acht Jahre bis 2029 könnte möglich sein. Die Gesamtinvestitionssumme erhöht sich jeweils um einen Eigenanteil der Stadt Pirmasens von zehn Prozent, den sie ohne zusätzliche Belastung des Haushalts einzubringen hat. Darüber hinaus werden Impulseffekte auf Eigentümer in den Quartieren erwartet, die bei Förderungsmaßnahmen oft selbst auch in den Bestand investieren; außerdem ist die Konzentration der ohnehin anfallenden Straßenbaumaßnahmen auf die beiden Quartiere vorgesehen.
Einsatz von Quartier- und Citymanager
Bereits seit längerer Zeit hat die Stadtverwaltung intensive Vorarbeit geleistet und mit einer Arbeitsgruppe insbesondere Sanierungsbedarfe, Leerstände und soziale Brennpunkte analysiert. Eine Sozialraumanalyse soll darüber hinaus die solide Basis für sinnvolles Handeln darstellen und die Schwerpunkte vorgeben. Zur regelmäßigen Koordinierung der Aktivitäten bilden voraussichtlich schon ab Herbst 2018 ein Quartier- und ein Citymanager die Brücke zu Hauseigentümern, Mietern und Ladenbesitzern. Anliegerversammlungen sollen zudem sicherstellen, dass die Investitionen nicht am grünen Tisch entschieden, sondern Menschen vor Ort gehört und deren Bedarfe erkannt werden. Außerdem wird das Gespräch mit Kommunen gesucht, die in diesem Bereich bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt haben.
Ein Werkzeugkasten an Möglichkeiten
Investitionsanreize für Hauseigentümer sollen unter anderem über Beratungsgutscheine erfolgen, die individuelle Sanierungsvorschläge durch Architekten ermöglichen, oder etwa das Ausweisen von Sanierungsgebieten, das eine verbesserte Abschreibbarkeit der Investitionen nach sich zieht. Denkbar ist ferner die finanzielle Unterstützung von Sozialinitiativen wie beispielsweise den Seniorenbegleitern zur möglichst langen Erhaltung des selbstbestimmten Lebens im Quartier. „Für dies und vieles andere mehr steht uns ein Werkzeugkasten an Möglichkeiten zur Verfügung, mit dem wir differenziert und mit Blick aufs Ganze die einzelnen Entwicklungsmaßnahmen angehen können“, freut sich Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis über die jetzt verfügbaren Mittel.
Auch in der Innenstadt spielen der Zustand von Häusern und Wohnungen sowie Leerstände eine Rolle, daneben geht es auch um die Steigerung der Attraktivität im öffentlichen Raum. „Verbesserungen können wir hier wie dort nur erzielen, wenn Hauseigentümer, Geschäftsinhaber und Stadtverwaltung mit dem gleichen Ziel vor Augen beherzt zusammenspielen“, so Dr. Matheis weiter.
Nachhaltigen und langfristigen Entwicklungen den Weg bereitet
Pirmasens beschäftigt sich im Zusammenhang mit dem Strukturwandel und der demografischen Entwicklung bereits seit dem Jahr 2000 intensiv mit einem Stadtentwicklungskonzept. So wurden unter anderem die Konversion bewältigt, Gewerbe sukzessive ausgebaut und mehrere städtebauliche Maßnahmen mit Signalwirkung durchgeführt. Runde Tische und Werkstattgespräche haben unter reger Bürgerbeteiligung gut strukturierte Planszenarien und die geeigneten Werkzeuge zu deren Umsetzung geschaffen. So tragen die umgesetzten Veränderungsprozesse im Winzler Viertel im Zuge des Programms „Soziale Stadt“ bereits Früchte und finden nicht zuletzt durch das dort etablierte PS:patio!-Projekt hohe Anerkennung. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Pirmasens, der Bauhilfe und des DiakonieZentrums mit dem Ziel, den Lebensraum im generationenübergreifenden Miteinander zu gestalten.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter http://www.pirmasens.de erhältlich.
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