- Langjährige Erfolgsgeschichte des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens (PFI) mit Schwerpunkten in Forschung und Materialprüfung fußt auf Schuhen und Leder
- Gelungene Diversifikation steht beispielhaft für den innovativen Umgang mit strukturellen Herausforderungen der Stadt Pirmasens und zahlreicher Unternehmen
Pirmasens, 28. November 2016. Am Anfang war der Schuh. Das gilt für zahlreiche Unternehmen der westpfälzischen Stadt Pirmasens, die heute in verschiedenen Branchen tätig sind. In der Blütezeit der produzierenden Schuhindustrie noch bis in die Achtzigerjahre hinein hatten sie ausschließlich mit Schuh und Leder zu tun und in dem darin begründeten Fachwissen lag die Basis für die Entwicklung in neue Bereiche. Beispiele hierfür gibt es viele unter anderem aus Maschinenbau, Logistik, Kunststoffchemie und Verpackungsbranche. Die Diversifikation zählt auch zu den Meilensteinen der Erfolgsgeschichte von PFI. Das 1956 und damit vor 60 Jahren gegründete Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. trug früher sogar noch die Namensergänzung „für die Schuhherstellung“. Aber auch wenn Schuhe und Leder dort heute noch eine zentrale Rolle spielen, haben sich doch Bandbreite und Leistungsspektrum deutlich weiterentwickelt.
So bietet das PFI seine Prüfdienstleistungen und Forschungsaktivitäten neben der Leder- und Schuhindustrie längst auch in vielen anderen Industriezweigen an und führt hierfür eigene Abteilungen für Chemie und Physik mit hochmodern ausgestatteten Labors. Hinzu kommen eine Zertifizierungsstelle, ein mikrobiologisches Labor und nicht zuletzt eine biotechnologische Abteilung mit angeschlossenem Technikum. Viele der im kleineren Technikum-Format betriebenen Forschungsprojekte, wie solche über Fermentierung, Biomasse und Thermodruckhydrolyse, laufen bereits im Energiepark Winzeln in einer großtechnischen Biogasanlage erfolgreich im Praxisbetrieb.
Die Stadt Pirmasens zählt zu den Gründungsmitgliedern des PFI und ist mit dem Institut auch nach 60 Jahren noch eng verbunden. So ist die Stadt Vereinsmitglied und einer ihrer Vertreter gehört dem Vorstand an. Unter dem Dach der PFI Group sind weltweite Tochtergesellschaften des PFI zusammengefasst, Niederlassungen befinden sich in der Türkei, der Sonderverwaltungszone Hongkong und China. Mit rund 100 Mitarbeitern hat das PFI in den Jahren 2014 und 2015 Umsätze von jeweils 13 Mio. Euro erzielt.
„Der langjährige Erfolg des PFI steht auf vielen Pfeilern, einer davon ist sicherlich die enge Verquickung von Prüfung und Forschung mit ihren wertvollen Synergien“, betont Dr. Kerstin Schulte, Geschäftsführerin des Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. „Wichtige Brücken zur Forschung gibt es nicht nur von unserem Kerngeschäftsbereich Prüfung, sondern beispielsweise auch von unserer gewachsenen Schuh-und-Leder-Kompetenz. Die Entwicklung eines komplett recycelbaren Schuhs aus Biomaterialien ist unser Forschungsziel.“
„Die mittlerweile 60jährige Geschichte des PFI spiegelt sehr schön die Entwicklung unserer Stadt wider, aber auch von vielen hier ansässigen Unternehmen“, erklärt Dr. Bernhard Matheis, Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens. „Wir schätzen uns sehr glücklich, eine Einrichtung dieses Rang und Namens in unseren Reihen zu wissen. Schließlich ist PFI nicht nur ein weltweit gefragter Spezialist für Materialprüfung, sondern hat sich gerade auch in der Forschung einen Namen gemacht ‒ ganz aktuell mit der Entwicklung und dem Aufbau eines gemeinsam mit der Stadt Pirmasens entwickelten hochmodernen Energieparks mit „Power-to-Gas“-Technologie, der richtungsweisende Impulse im Bereich der Energiewende gibt.“
Die Geschichte des PFI im Überblick
Am Anfang war der Schuh ‒ Mit drei Mitarbeitern nahm das 1956 gegründete PFI Anfang 1957 im Untergeschoss des ehemaligen Gebäudes der Deutschen Schuhfachschule die Arbeit auf: Getestet wurden von Leder über Gummi bis hin zu Klebstoffen alle Materialien, Komponenten und Hilfsstoffe für die Schuhindustrie. Daneben wurde auch stetig geforscht, bei regelmäßigem Wachstum von Mitarbeiterschaft und Ausrüstung. Im Jahr 1967 wurde ein Neubau bezogen, das PFI bestand zu diesem Zeitpunkt aus einer chemischen und einer physikalischen Abteilung. Im Jahr 1969 folgte die technische Abteilung, die in den Achtzigerjahren durch die Bereiche Informatik und Elektrotechnik ergänzt wurde. Das eröffnete den Weg für technische Beratungen sowie die Entwicklung von Prüf- und Spezialmaschinen.
Mehr Raum für mehr Forschung ‒ Die Neunzigerjahre waren geprägt von intensivierter Forschungstätigkeit insbesondere im Rahmen von europäischen Förderprogrammen. Ferner entstand eine Zertifizierungsstelle zunächst für Qualitätsmanagementsysteme, seit 1998 werden 24-Stunden-Analysen im chemischen Labor durchgeführt. Im Jahr 2003 erfolgte der Umzug in den großen Neubau mit über 3.000 m² auf der Husterhöhe, wo das PFI bis heute ansässig ist. Hier finden sich neben den Abteilungen Chemie und Physik mit Labors auch die Technik mit dem Engineering, die Zertifizierungsstelle, ein mikrobiologisches Labor sowie eine biotechnologische Abteilung mit einem eigenen Technikum. Ab 2005 entstanden Auslandsniederlassungen: PFI Middle East in der Türkei, außerdem PFI Hongkong, PFI China und PFI Far East. Im Jahr 2007 wurde zudem das International Shoe Competence Center (ISC) als PFI-Tochter als Lehr- und Forschungsinstitut für die internationale Schuhindustrie, deren Zulieferer und den Handel gegründet.
Biotechnologie mit Power-to-Gas ‒ Seit 2003 beschäftigt sich der Bereich PFI Biotechnologie intensiv mit der stofflichen und energetischen Nutzung von Biomassen. Allein in Rheinland-Pfalz werden heute rund 30 Biogasanlagen prozessbiologisch von PFI-Experten betreut. Im Jahr 2014 entstand im lokalen Energiepark Winzeln auf Basis der erzielten Forschungsergebnisse eine NawaRo (nachwachsende Rohstoffe)-Biogasanlage für weitere Forschung im großtechnischen Maßstab. Es folgte 2015 eine Power-to-Gas-Anlage mit Fermenter-Türmen. Ziel ist das Entwickeln marktfähiger Sektorkopplungs-Modelle im Bereich erneuerbarer Energien. In diesem Zusammenhang hat sich ebenfalls 2015 mit der PFI-Bioraffinerietechnik GmbH ein Spin-Off selbstständig gemacht, das die weiteren biotechnologischen Anlagen im Energiepark planen und vermarkten soll.
Ergänzendes zum PFI
Das 1956 gegründete Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. (PFI) mit Sitz in Pirmasens ist ein hochentwickeltes, gemeinnütziges Institut mit weltweiten Kontakten und einem breiten Forschungs- und Dienstleistungsangebot. Die Forschungstätigkeit des Instituts ist ausschließlich auf anwendungsnahe Projekte ausgerichtet. Unter dem Dach der PFI Group sind die inländischen und ausländischen Tochtergesellschaften des PFI zusammengefasst. Niederlassungen befinden sich derzeit in der Türkei, SAR Hongkong und China. Ursprünglich als hochspezialisiertes Forschungsinstitut für die Schuhherstellung gegründet, hat sich das Haus zu einem Forschungs- und Dienstleistungszentrum entwickelt, dessen Tätigkeitsgebiet über den Schuhbereich hinausgeht und auch andere komplexe Themen, unter anderem auf dem Gebiet der Biotechnologie, umfasst. Dennoch ist die Schuhbranche nach wie vor ein ganz wesentliches Standbein des Instituts geblieben und wird das auch in Zukunft sein. Am Stammhaus in Pirmasens sind derzeit rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Informationen sind im Internet unter http://www.pfi-germany.de erhältlich.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Wanderprediger Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 40.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter http://www.pirmasens.de erhältlich.
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