- Interaktive Dauerausstellung im Kulturzentrum Forum ALTE POST würdigt Leben und Wirken des berühmten Dada-Mitbegründers und gebürtigen Pirmasensers
- Effektvolle Inszenierung mit historischen Fotografien, Grafiken, Texten, Zitaten sowie multimedialen Elementen wie Film-Projektionen oder Audioaufnahmen
Pirmasens, 21.11.2016. Nach offiziellen Auftaktfeierlichkeiten am 20. November 2016 in Anwesenheit von Prof. Dr. Konrad Wolf, rheinland-pfälzischer Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, öffnet das Hugo-Ball-Kabinett im Forum ALTE POST jetzt auch für das Publikum seine Tore. Ab 22. November 2016 zeigt das Pirmasenser Kulturzentrum in einer interaktiven Dauerausstellung Leben und Wirken des berühmten Sohns der Stadt und Dada-Mitbegründers Hugo Ball (1886-1927). Auf knapp 180 Quadratmetern in drei ineinander übergehenden Räumen finden sich zahlreiche historische Fotografien, Grafiken, Zitate, Texte und Zeitungsartikel des Lautgedicht-Pioniers zu unterschiedlichsten Aspekten und Prinzipien seines Werks. Zudem werden mit Emmy Hennings, Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp, Richard Huelsenbeck sowie Tristan Tzara die wichtigsten Protagonisten der Dada-Bewegung vorgestellt. Die Besucher sind dazu eingeladen, sich über die eigene Interaktion innerhalb der effektvollen Inszenierung mit Hugo Ball sowie Dada in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu beschäftigen.
Multimediale Elemente wie beispielsweise Audioaufnahmen im Raum oder per Kopfhörer ergänzen die Ausstellung ebenso wie beeindruckende Film-Projektionen in Kino-Atmosphäre, die in Ausschnitten das cineastische Schaffen des Dada beleuchten. Eine Dokumentation mit Szenen aus dem 1. Weltkrieg nimmt Bezug auf Krieg als eines der Kernthemen dieser literarisch-künstlerischen Richtung. Ein echtes Highlight bildet die ungewöhnliche 3D-Bespielung einer lebensgroßen Hugo-Ball-Figurine, die auf dem berühmten Foto des Literaten in einem kubistischen Kostüm beruht.
Für die Konzeption des Hugo-Ball-Kabinetts zeichnen das studio klv, ein interdisziplinäres Beratungs- und Kreativbüro mit Sitz in Berlin, Dr. Eckhard Faul, der Geschäftsführer der Hugo-Ball-Gesellschaft, sowie Cecile Prinz in ihrer Funktion als Kuratorin des Forum ALTE POST verantwortlich. Die veranschlagten Kosten für die Realisierung des Hugo-Ball-Kabinetts belaufen sich auf rund 188.000 Euro. Die Finanzierung erfolgt über Mittel der Stadt und eine zweckgebundene Spende der Lieselott-und-Klaus-Rheinberger-Stiftung.
„Ohne den Pirmasenser Hugo Ball gäbe es Dada nicht; zumindest nicht der Art, wie wir es kennen“, so Prof. Dr. Konrad Wolf, rheinland-pfälzischer Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, in seinem Grußwort. „Schon seit einiger Zeit engagiert sich die Stadt Pirmasens sehr nachdrücklich dafür, Hugo Ball in seiner Geburtsstadt angemessen zu erinnern und zu würdigen. Mit der Einrichtung des Hugo-Ball-Kabinetts erfährt diese aktive Erinnerung an Hugo Ball in Pirmasens auch eine örtliche Verstetigung innerhalb der städtischen Kulturlandschaft.“
„Mit der Eröffnung des Hugo-Ball-Kabinetts in diesem historischen Gebäude feiern wir den Abschluss eines überaus ambitionierten Projekts, zu dessen Erfolg viele Beteiligte gemeinsam und in einem für alle spannenden Kraftakt beigetragen haben“, kommentiert Dr. Bernhard Matheis, Oberbürgermeister von Pirmasens. „Das Verhältnis von Hugo Ball zu Pirmasens war zu seinen Lebzeiten nicht ganz einfach – und das gilt umgekehrt genauso. Umso wichtiger war es uns daher, mit dem Kabinett eine Brücke zu bauen zu diesem bedeutendsten Sohn unserer Stadt. Zuletzt ist und soll es eine lebendige, vielfältige Ausstellung sein, sind doch auch die Inhalte des Schaffens von Hugo Ball und Dada überaus vielfältig und wirken vom Vergangenen bis in die heutige Zeit hinein.“
In seiner zweiten Dauerausstellung „Heinrich Bürkel – Landpartie“ präsentiert das Pirmasenser Kulturzentrum insgesamt 60 Gemälde, Zeichnungen und Skizzen des bekannten Biedermeier-Malers Heinrich Bürkel, der ebenfalls in Pirmasens geboren wurde. Noch bis 15. Januar 2017 gastiert ferner die nach einem Lautgedicht Hugo Balls benannte Sonderschau „Seepferdchen und Flugfische“ im Forum ALTE POST. In skulpturalen Rauminstallationen, Collagen, Übermalungen, Fundstücken, Fotografien und Videoarbeiten verdeutlicht die Stipendiaten-Ausstellung des Künstlerhauses Schloss Balmoral, wie Dada im zeitgenössischen Kunstschaffen in jeweils ganz eigener Ästhetik angewandt werden kann.
Pirmasenser Hommage an Hugo Ball und Dada
Die Eröffnung des Hugo-Ball-Kabinetts markiert den Schlusspunkt zahlreicher spartenübergreifender Veranstaltungen zum Jubiläum „100 Jahre Dada“. Bereits bekannt gegeben wurden die Gewinner des Hugo-Ball-Preis 2017; damit ehrt die Stadt Pirmasens alle drei Jahre herausragende Werke lebender Persönlichkeiten, die im Sinne Hugo Balls geisteswissenschaftlich und/oder künstlerisch arbeiten. Im Februar 2017 geht die renommierte Auszeichnung an die Schriftstellerin und Übersetzerin Ann Cotten, den Förderpreis erhält der Historiker und Kulturwissenschaftler Philipp Felsch.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Wanderprediger Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 40.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter http://www.pirmasens.de erhältlich.
Zum Forum ALTE POST
Das Kulturzentrum Forum ALTE POST in Pirmasens ist entstanden aus dem 1893 von dem Architekten Ludwig Stempel (1850-1917) erbauten Königlich Bayerischen Postamt. Dort wurden bis 1927 sowohl der städtische Paketverkehr als auch der Telegrafendienst abgewickelt; nach dem Bau einer neuen Post diente das Gebäude im Herzen der westpfälzischen Stadt als Fernmelde- und Kraftpoststelle und galt 1930 als einer der größten Kraftpoststützpunkte Deutschlands. Bis zu ihrer Schließung 1976 fungierte die Alte Post als Wartesaal für Postbusreisende, Telefonzentrale und Kraftpostverwaltung. Dank eines aufwändigen Umbaus, einer technischen Modernisierung und grundlegenden Restaurierung, bei der unter anderem ein Mosaik an der Außenfassade nach historischen Vorlagen wiederhergestellt wurde, erstrahlt das Monument nun in neuem Glanz. Das Forum ALTE POST bietet mit seinen vielfältig nutzbaren Räumen Platz für Ausstellungen, Konzerte und Events, aber auch für Seminare und private Feiern. Weitere Informationen sind unter http://www.forumaltepost.de erhältlich.
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