- Anschaffung von Büchern und sonstigen Medien nebst Entwicklung von Informationsflyern in mehreren Landessprachen der Flüchtlinge unter dem Projektnamen „In Deutschland ankommen“
Pirmasens, 19. Februar 2016. Die westpfälzische Stadt Pirmasens unterstützt mit einem gerade erst abgeschlossenen Projekt namens „In Deutschland ankommen“ Flüchtlinge und andere Menschen mit Migrationshintergrund mit ganz praktischen Hilfestellungen bei der Integration. So wurden zum einen Informationsflyer über die Nutzungsmöglichkeiten der Stadtbücherei in den Sprachen Englisch, Arabisch, Russisch und Türkisch erstellt, zum anderen neue Bücher und sonstige Medien angeschafft in typischen Landessprachen von Asylsuchenden, darunter auch Wörterbücher in Sprachen wie Urdu, Paschtu, Dari, Amharisch, Somali, Kurmandschi, Oromo und Sorani.
Träger von „In Deutschland ankommen“, das die Stadt Pirmasens als eines von insgesamt zwölf Projekten im Rahmen des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eröffneten Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durchführt, ist das MedienkompetenzNetzwerk Südwestpfalz im benachbarten Rodalben, dessen Partner sind die Stadtbücherei Pirmasens und die Türkisch-Islamische Gemeinde DITIP.
Rund 4.200 Euro wurden von der Koordinierungsstelle aus dem Topf von „Demokratie leben!“ für das Projekt zur Verfügung gestellt. „Die Sprache ist der wichtigste Schlüssel zur Integration“, betont Helga Knerr, als Beigeordnete der Stadt Pirmasens dort verantwortlich für die Bereiche Schulen, Volkshochschule, Stadtbücherei und Bauhilfe. „Vor diesem Hintergrund ging es in dem Projekt ‘In Deutschland ankommen‘ darum, die Asylsuchenden dabei zu unterstützen, nicht nur körperlich, sondern auch kulturell in Deutschland anzukommen.“
Bereits an dem Ende 2014 ausgelaufenen Bundesprogramm „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ hatte sich Pirmasens mehrfach erfolgreich beteiligt.
Hintergrund zur Lokalen Partnerschaft im Programm „Demokratie leben!“
Die Lokale Partnerschaft der Stadt Pirmasens enthält zwei grundlegende Zielsetzungen: „Pirmasens engagiert sich für Offenheit, Toleranz, Wertschätzung und solidarisches Miteinander im sozialen Bereich, sowie in Religion und Kultur“ und „In Pirmasens entsteht ein Netzwerk, das das Engagement für Demokratie fördert und in dem alle Beteiligten für den Schutz und die Einhaltung demokratischer Grundwerte sensibilisieren und einstehen“. Auch die Zusammenarbeit mit den benachbarten „Partnerschaften für Demokratie“ Südwestpfalz und Zweibrücken wurde deutlich als Ziel formuliert.
Zu den bisherigen Einzelprojekten zählen neben „In Deutschland angekommen“ (wie beschrieben) unter anderem auch:
„Zukunft zusammen – Chance für alle“, ein Projekt des Internationalen Bundes (IB) zur Förderung der Willkommens- und Anerkennungskultur
Plakatserie mit sieben Einzelmotiven, auf denen jeweils eine Einheimische oder ein Einheimischer und eine Geflohene oder ein Geflohener zu sehen sind. Gemeinsames Erarbeiten von Selfie-Fotografien und künstlerisch gestalteten Hintergrund-Bildern (Gemälde/Zeichnungen/Collagen) in Kunst- und Medien-Workshops. Leitung der Workshops durch Pouya Nemati (Bildender Künstler und kulturpädagogischer Mitarbeiter der JuKuWe Pirmasens) und Engdaget Legesse (freischaffender Künstler aus Äthiopien, in Berlin lebend).
„Gemeinsames Fastenbrechen ‒ Einladung zu Begegnung und Austausch in die Anadolu Moschee am Exerzierplatz“
Einladung in die Moschee am ersten Tag des Ramazan Bayrami, des dreitägigen Ramadanfestes, durch die Türkisch-Islamische Gemeinde Pirmasens (DITIB) e.V.
„Kompass“, ein Projekt des Internationalen Bundes (IB)
Unterstützung bei der Orientierung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere Asylsuchenden, anerkannten Asylanten, Flüchtlingen im Alter von 16 bis 26 Jahren, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) aus muslimischen Herkunftsländern, die derzeit in der Stadt leben. Persönliche Aufarbeitung und Auseinandersetzung, Gruppengespräche und Diskussionen für Jugendliche, um ihre derzeitige Situation differenziert zu betrachten und zu reflektieren, fundierter zu argumentieren und mit Argumenten anderer besser umzugehen, Meinungen zu hinterfragen und sich eine eigene Position und Zukunftsstrategie zu erarbeiten.
„Menschen mit Behinderungen akzeptieren und respektieren“, ein gemeinsames Projekt von Lern- und Spielstube Ohmbach und dem Historischen Verein Pirmasens
Sammeln von Erfahrungen zum Thema Behinderungen durch eine Gruppe von Kindern in der Lern- und Spielstube Ohmbach: Behinderungen erkennen, die Auswirkungen für die Betroffenen kennen lernen und Verständnis für deren Situation wecken. Besuch des Hauses der Sinne in Wiesbaden zum Abschluss. Dort ist es unter anderem möglich, in einem sogenannten „Dunkelcafé“ als Sehender die praktische Erfahrung zu machen, wie es ist, wenn man auf einen Sinn verzichten muss.
„Eine kulinarische Reise um die Welt“, ein gemeinsames Projekt von CVJM und Mutter-Kind-Gruppe des Pakts für Pirmasens
60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Eltern und Kinder mit und ohne Migrationshintergrund – erhalten Informationen über die einzelnen Herkunftsländer der Teilnehmer über Frage- und Antwortspiele sowie Erstellung von Zeichnungen. Praktischer Umsetzungsteil im Anschluss an die theoretische Wissensvermittlung in Form von gemeinsamem Einkaufen und Kochen.
„Wir sind bunt“, ein Projekt des Internationalen Bundes (IB)
Beschäftigung mit den Themen eigene Identität und Demokratie durch 20 bis 25 Vorschulkinder. Auseinandersetzung der Kinder mit den verschiedenen Themen in kindgerechter Weise in einem Workshop mit Rollenspielen sowie in einem Kunst- und Musikworkshop. Festhalten der Ergebnisse der Arbeit mit den Kindern in einer Ausstellung der Kunstwerke und in einer CD mit einem selbst komponierten Lied.
„Fitnesskurs für Mädchen und Frauen ab 15 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund, Multikulti Kids u.a.“, mehrere Projekte des Turnvereins Pirmasens (TVP)
Zielsetzung: Vermittlung von Fairness, Toleranz, Respekt und Teamgeist über den Sport und Spaßhaben an der Bewegung.
Wir vermitteln gerne auf Anfrage den Kontakt zu den jeweiligen Projektverantwortlichen.
Ergänzendes über „Demokratie leben!“
Angriffe auf Demokratie, Freiheit und Rechtstaatlichkeit sowie Ideologien der Ungleichwertigkeit sind dauerhafte Herausforderungen für die gesamte Gesellschaft. Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus, die Herausforderungen durch Islam- bzw. Muslimfeindlichkeit, Antiziganismus, Ultranationalismus, Homophobie, gewaltbereiter Salafismus bzw. Dschihadismus, linke Militanz und andere Bereiche zeigen die Vielzahl demokratie- und menschenfeindlicher Phänomene. Um ihnen kraftvoll entgegenzutreten, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Staat und Zivilgesellschaft. Zahlreiche Initiativen, Vereine und engagierte Bürgerinnen und Bürger in ganz Deutschland setzen sich tagtäglich für ein vielfältiges, gewaltfreies und demokratisches Miteinander ein. Bei dieser wichtigen Arbeit unterstützt sie das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Es werden besonders Projekte gefördert, die sich in der Demokratieförderung und der Extremismusprävention engagieren. Das Programm setzt auf verschiedenen Ebenen an: Ziel ist es, Projekte sowohl mit kommunalem als auch mit regionalem und überregionalem Schwerpunkt zu fördern. Weitere Informationen sind unter https://www.demokratie-leben.de erhältlich.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Wanderprediger Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 40.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter http://www.pirmasens.de erhältlich.
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