Der Turnverein Pirmasens (TVP) gehört zu den Urgesteinen in Pirmasens. Wie weit zurück sein Gründungsjahr 1863 liegt, zeigt der Blick ins Zeitgenössische. So ist in den Geschichtsbüchern etwa von den Indianerkriegen zu lesen und einem fürchterlichen Gemetzel, dem 400 Shoshonen inmitten des ohnehin seit zwei Jahren tobenden Sezessionskriegs den US-Unionstruppen zum Opfer fielen. In London weiht man derweil die weltweit erste U-Bahn ein und die „Plongeur“ (französisch für Taucher) als das erste U-Boot mit maschinellem Antrieb überhaupt rettet sich auf der ansonsten ganz erfolgreichen Jungfernfahrt am Schlepptau in den sicheren Hafen zurück.
Ein wahres Urgestein ist auch die TVP-Halle in der Turnstraße: Mit 55 Jahren auf dem Buckel weist sie mittlerweile erhebliche Baumängel auf und sorgt seit Jahren bei dem rund 1.000 Mitglieder zählenden größten Verein der Stadt für Betriebs- und Unterhaltungskosten in wirtschaftlich bedenklichem Ausmaß. Nicht aber die aufwändige Sanierung, sondern Abriss und Neubau sollen der Heilsbringer sein, zumal auf diese Weise dringend benötigte Schulsportkapazitäten entstehen.
Lautstarke Kritik war zu hören ob der vergleichsweise zähen Entwicklung des gemeinsamen Projekts von Verein und Stadt, das auf die kollektive Nutzung der neuen Sportstätten zielt. Die Entscheider jedoch ließen sich nicht beirren und „Schnell schlägt langsam“ zur Maxime ihres Neubauprojekts werden. Stattdessen erfolgte zunächst und mithilfe eines externen Architekturbüros unter Einbindung wissenschaftlicher Kräfte ein offener Realisierungswettbewerb. Nach europaweiter Ausschreibung haben sich daran 25 Planungsbüros und Arbeitsgemeinschaften aus ganz Deutschland mit vielfältigen Entwürfen beteiligt.
Gewonnen hat das Stuttgarter Architekturbüro Walter Huber. Und auch was die anderen vorgelegt haben, ist mehr als sehenswert. Nota bene: Damit ist im engagierten Vorhaben zwar noch nichts entschieden hinsichtlich Finanzierung und Vergabe. Aber mit ihrer weitsichtigen und transparenten Vorgehensweise haben Stadt und Verein ein bemerkenswertes Zeichen gesetzt. Wettbewerb nämlich ist verlässlicher Motor für Kreativität und Leistung bei Weitem nicht nur im Sport. Als weitere Lesson learned darf man getrost aus Pirmasens mitnehmen: Gemauschelt wird allenfalls anderswo!