- Sieg beim bundesweiten Biodiversitäts-Wettbewerb „Aus Grau mach grün“ ermöglicht klimafreundlichen Umbau des Pirmasenser Schillerplatzes
- Deutlicher Qualitätsgewinn des zentrumsnahen Quartiersplatzes durch Verkehrsberuhigung, Klimaverbesserung, Anbau von Obst und Gemüse sowie Sitz- und Spielgelegenheiten
- Rezertifizierung von Label „StadtGrün naturnah“ in Silber unterstreicht ebenfalls nachhaltige Umsetzung von Maßnahmen für Natur- und Artenschutz in Pirmasens
Pirmasens, 15. November 2024. Ein klimafreundlicher Umbau mit Modellcharakter: Am heutigen Freitag, 15. November 2024, hat Pirmasens den neugestalteten Schillerplatz offiziell eingeweiht. Vorausgegangen waren mehrmonatige Arbeiten rund um den zentrumsnah gelegenen Quartiersplatz unter Federführung des Garten- und Friedhofsamts der westpfälzischen Stadt. Mit dem Ziel, für deutlich mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen, wurden Asphaltflächen zur Verkehrsberuhigung zurückgebaut, die bestehenden Linden um weitere Bäume und mehr Begrünung ergänzt sowie Sitz- und Spielgelegenheiten geschaffen. Pflanzbeete und Naschhecken spiegeln zudem das in Pirmasens selbst in verdichteten Wohngebieten gelebte Konzept „Essbare Stadt“ wider. An der Detailplanung waren auch die Pirmasenser Bürger eingebunden. Über unterschiedliche Beteiligungsverfahren konnten sie sich mit Ideen in die Platzgestaltung einbringen und nachfolgend bei der Umsetzung mitwirken.
Finanziell ermöglicht hat das Projekt der Gewinn des bundesweiten Biodiversitäts-Wettbewerbs „Aus Grau mach grün auf Straßen und Plätzen“ im vergangenen Jahr; dies beinhaltete eine Förderung in Höhe von 30.000 Euro. Bei dem von der Stiftung „Lebendige Stadt“ ausgelobten Wettbewerb war Pirmasens eine von insgesamt drei siegreichen Städten, die mit der Umgestaltung einer Straße oder eines Platzes einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität, Steigerung der Artenvielfalt und Biodiversität sowie Identitätsstiftung leisten. Die umgesetzten Projekte können dann anderen Kommunen als Best-Practice-Beispiele zur Nachahmung dienen. Weitere 30.000 Euro für das mit insgesamt 60.000 Euro veranschlagte Projekt steuerte eine Klimaschutz-Förderung der KfW bei.
„Stadtnatur macht als grüne Infrastruktur Städte lebenswert, denn sie sorgt für Lebensqualität, Biodiversität, Erholung, Gesundheit und Naturerfahrung. Dazu trägt Pirmasens mit der Grüngestaltung des Schillerplatzes bei und stiftet so einen Mehrwert für alle Bürgerinnen und Bürger. Entstanden ist ein Best-Practice-Projekt, das unsere Förderung verdient“, erklärte Dr. Eva Lohse, Vorstandsmitglied der Stiftung „Lebendige Stadt“, die bei der Vorstellung des jetzt erfolgreichen umgestalteten Bereichs vor Ort war.
„Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Gesundheit und Zufriedenheit von Menschen höher sind, wenn sie näher an Grünflächen leben. Pirmasens engagiert sich bereits seit vielen Jahren für das städtische Grün – um einerseits die Luftqualität zu verbessern und Biodiversität und Artenvielfalt zu stärken sowie andererseits den Bewohnern wie den Gästen unserer Stadt mehr Aufenthaltsqualität in den Stadtquartieren zu bieten. Wir freuen uns daher sehr, mit Unterstützung der Stiftung ‘Lebendige Stadt‘ und vor allem auch dank der Beteiligung der Anwohner dem Schillerplatz buchstäblich neues Leben gegeben zu haben“, zeigt sich der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick zufrieden mit dem jetzt abgeschlossenen Projekt.
Erfolgreiche Rezertifizierung von „StadtGrün naturnah“
Dass Pirmasens der Natur- und Artenschutz am Herzen liegt, beweist darüber hinaus die jüngst erfolgte Rezertifizierung mit dem Label „StadtGrün naturnah“ in Silber. Nach 2020 ehrte das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ die Stadt damit erneut für ihre mannigfaltigen Maßnahmen für ein ökologisches Grünflächenmanagement. So wurden zum Beispiel im Straßenbegleitgrün oder in Parkanlagen artenreiche Wiesen angelegt, absterbende Bäume bleiben als Lebensraum für Tiere erhalten und Bürger sind dazu aufgerufen, sich aktiv bei Grünprojekten einzubringen.
„Dass wir mit unserem zielgerichteten Konzept die Jury erneut überzeugen konnten, freut uns sehr und motiviert uns, auch in Zukunft die kommunalen Grünflächen naturnah zu pflegen, um die Artenvielfalt in Zeiten des Klimawandels dauerhaft zu stärken“, kommentiert Michael Maas, Bürgermeister von Pirmasens. „Die zweite Silber-Medaille in Folge unterstreicht zudem die hohe Wertschätzung der täglichen Arbeit unserer Mitarbeiter zur Steigerung der Biodiversität. Zugleich ist die wiederholte Auszeichnung ein weiterer Ansporn für uns, in den nächsten Jahren vieles noch besser zu machen – gerade auch im Hinblick auf die Bewerbung der Stadt Pirmasens zur Ausrichtung der Landesgartenschau 2032.“
Das Label wurde im Rahmen des geförderten Projektes „Stadtgrün – Artenreich und Vielfältig“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit einer Förderung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) von 2016 bis 2021 entwickelt. Seit Ende 2021 wird es selbstständig vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ weitergeführt.
Vorbildliche Begrünung nahe dem Stadtzentrum
Neben seiner Nähe zur Pirmasenser Innenstadt und charmanten Altbauten bietet das Gebiet um den Schillerplatz seinen Bewohnern eine gute Infrastruktur mit Gaststätten, Kino und Einzelhandel. Durch die Umgestaltung hat nun auch die „Asphaltwüste“ der zuvor äußerst großräumigen und für Verkehrsteilnehmer schwer überschaubaren Kreuzung eine deutliche Aufwertung erfahren. Dazu beigetragen haben der Rückbau der Verkehrsflächen und die Einrichtung einer Tempo-30-Zone für eine spürbar ruhigere Durchfahrt von Autos, ebenso können Fußgänger den Platz einfacher und sicherer überqueren. Mithilfe der Entsiegelung der Randbereiche sind neue Areale entstanden mit Pflanzkübeln klimaresistenten Bäumen – sie sorgen für mehr Schatten auf dem Platz und reduzieren zugleich das Aufheizen des Häuserraums. Darüber hinaus dienen die ergänzten Grünflächen als Wasserspeicher und verbessern das Kleinklima vor Ort. Nicht zuletzt findet das an stadtweit zahlreichen Stellen bereits etablierte Konzept „Essbare Stadt“ jetzt auch am Schillerplatz Anwendung und bereichert somit die Pirmasenser Biodiversitätsstrategie um einen weiteren Baustein.
Hintergrund Wettbewerb „Aus Grau mach Grün auf Straßen und Plätzen“
Der Wettbewerb „Aus Grau mach Grün auf Straßen und Plätzen“ wird von der Stiftung „Lebendige Stadt“ ausgelobt. Förderungswürdig sind Städte mit einer Größe bis 50 000 Einwohnern, die eine Straße oder einen Platz gestalten wollen, der einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität, zur Steigerung der Artenvielfalt und Biodiversität sowie zur Identitätsstiftung beiträgt. Eine siebenköpfige Expertenjury wählte unter 55 Einreichungen drei Kommunen aus, die für die Umsetzung ihrer geplanten Begrünungsmaßnahme Fördergelder in Höhe von jeweils 30 000 Euro erhalten. Neben Pirmasens sind dies Annaberg-Buchholz (Sachsen) und Veitsbronn (Bayern). Die umgesetzten Projekte sollen als Best-Practice-Beispiele anderen Kommunen zur Nachahmung dienen.
Die vom Hamburger Unternehmer und Mäzen Alexander Otto gegründete Stiftung „Lebendige Stadt“ verfolgt das Ziel, die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit der europäischen Städte zu fördern. Das bewegte Fördervolumen von rund 33 Millionen Euro umfasst u.a. die Grüngestaltung des Essener Krupp-Parks, die künstlerische Illumination des Berliner Reichstagsgebäudes sowie die Neugestaltung des Hamburger Jungfernstiegs.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; ihren Sitz in Pirmasens haben zum Beispiel die Deutsche Schuhfachschule und das International Shoe Competence Center (ISC). Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen unter www.pirmasens.de.
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