- Westpfälzische Stadt unterstützt gesunde Ernährung mit regionalem Charakter durch ökologischen Anbau saisonaler Nutzpflanzen und Ernteerlaubnis an markierten Bäumen auf Streuobstwiesen
- Bewohner und Gäste können über die ganze Stadt und die Vororte verteilt an mehreren Stellen Obst, Gemüse und Kräuter selber pflücken
Pirmasens, 30. August 2022. Steigende Lebensmittelpreise verstärken auch innerstädtisch den Wunsch nach Selbstversorgung und so ist Urban Gardening vielerorts mehr denn je auf dem Vormarsch. Diesen Trend unterstützt Pirmasens bereits seit 2019 mit dem ökologischen Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern in kommunalen Beeten und Pflanzkübeln. Alljährlich sind alle Bewohner wie Gäste der westpfälzischen Stadt unter dem Motto „Essbare Stadt“ zur Erntezeit herzlich zum Pflücken und Genießen eingeladen – und sie nehmen dieses Angebot stets begeistert an. Angesichts zahlreicher nicht abgeernteter Streuobstwiesen im Stadtgebiet und in den Vororten beteiligt sich Pirmasens darüber hinaus an der Aktion „Gelbes Band“: Mit dem namensgebenden gelben Band markierte Bäume an verschiedenen Stellen werden zum Abernten für die Allgemeinheit freigegeben, damit Früchte oder auch Nüsse nicht verderben. Private Grundstückseigner können sich ebenfalls an der Aktion beteiligen, indem sie ihre Bäume gut sichtbar mit einem gelben Band und so den Ertrag als Allgemeingut kennzeichnen.
Obst und Gemüse in bunter Mischung
In diesem Jahr hat das zuständige Garten- und Friedhofsamt erneut an verschiedenen Stellen in der Stadt eine bunte Mischung an gesundem Gemüse angepflanzt wie Auberginen, Kohlrabi, Tomatenpaprika, Grünkohl, Artischocken oder Zucchini, hinzu kommen Currykraut, Basilikum, Rosmarin, Salbei und Minze. Außerdem befinden sich in der Kernstadt und den Ortsbezirken auf 4,4 Hektar Fläche rund 400 Obstbäume, die mit dem gelben Band markiert sind. Dort können Äpfel, Birnen, Mirabellen, Pflaumen, Maulbeeren, Quitten, Kirschen, Pfirsiche, Renekloden und Feigen geerntet werden, auch gibt es Walnüsse, Mandeln und Esskastanien.
Informationen zur Aktion „Gelbes Band“, eine Übersichtskarte mit den kommunalen Streuobstwiesen sowie eine Aufstellung, wo welche Nuss- und Obstsorten zu finden sind, erhalten Interessierte im Web unter www.pirmasens.de/gelbesband.
„Mit dem Anbau von Nutzpflanzen im Herzen der Stadt möchten wir Lebensmittel sprichwörtlich erlebbar machen. Gleichzeitig soll ein Bewusstsein für gesunde Ernährung mit regionalen Produkten geschaffen werden. Wo sich Generationen und Kulturen beim gemeinsamen Gärtnern begegnen, entsteht gleichzeitig automatisch ein reger Austausch und damit die Weitergabe von Wissen“, erklärt der Pirmasenser Bürgermeister Michael Maas die verschiedenen Ansätze des Konzepts. Lokal und regional produziertes Obst und Gemüse hat zudem einen besonderen ökologischen Wert. So sind die Transportwege kürzer und damit klimaschonender und sie ermöglichen einen nachhaltigen Lebensraum für Mensch und Tier. Dies gilt ebenso für die Streuobstwiesen: Da Obst und Früchte gepflückt werden, verderben weniger Früchte unter den Bäumen und lassen sich stattdessen sinnvoll zuhause verarbeiten. Streuobstwiesen bieten aber nicht nur den Pirmasensern einen großen Nutzen, sondern haben auch eine besondere Bedeutung als selten gewordener Lebensraum für viele Tierarten.
Vorreiter für Biodiversität
Über den Anbau von Obst und Gemüse hinaus findet sich in Pirmasens auch ein üppiger Blumenflor als optischer Blickfang. Durch eine spezielle Sortenauswahl schaffen die Stadtgärtner dabei ein Paradies für Insekten, die Pflanzen sind auch den klimatischen Veränderungen gewachsen. Ergänzend dazu dienen Nisthilfen in den Beeten auf kleinstem Platz als Rückzugsorte für Bienen und andere Nützlinge. Die Schaffung insektenfreundlicher Blühoasen ist ein wesentlicher Teilaspekt der Biodiversitätsstrategie in Pirmasens. Bereits in der Vergangenheit wurden bis dato ungenutzte Grünstreifen entlang von Straßen oder Rasenflächen in Parkanlagen erfolgreich umgewidmet. Zum Einsatz kommt dabei eine spezielle Samenmischung aus inländischen Wildgräsern und -blumen. „Auch hier übernehmen wir als Kommune Vorbildcharakter“, freut sich Michael Maas auf zahlreiche Nachahmer. „Wir möchten Bürger ausdrücklich ermutigen, unsere Bemühungen zum Artenschutz zu unterstützen, indem sie zu Hause im eigenen Garten, auf dem Balkon oder vor dem Fenster blühende Paradiese für die kleinen Nützlinge schaffen.“
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; ihren Sitz in Pirmasens haben zum Beispiel die Deutsche Schuhfachschule und das International Shoe Competence Center (ISC). Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen unter www.pirmasens.de.
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