- Jugendforum und Stadtarchiv Pirmasens bieten unter der Bezeichnung „Leben wie vor 100 Jahren“ multimedialen Workshop für Grundschüler mit Filmbeitrag, Arbeitsmappe und „Guck-mal-Kiste“ an
- Dreiteilige Aktion im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gibt nachhaltigen Einblick in Leben, Lebensverhältnisse und Alltagskultur der Bewohner der westpfälzischen Stadt um das Jahr 1900
Pirmasens, 26. Januar 2021. Schulen und Kindergärten sind während der Pandemie nur eingeschränkt oder gar nicht geöffnet. In diesem Szenario ohne durchgängigen Präsenzunterricht nehmen alternative Ansätze zur herkömmlichen Wissensvermittlung eine bedeutende Rolle ein. Einen lehrreichen und zugleich spannenden Beitrag leistet hier das Workshop-Projekt „Leben wie vor 100 Jahren“. Dabei handelt es sich um ein multimediales Angebot vornehmlich an Grundschüler zur Erkundung der Lebensverhältnisse und Alltagskultur, wie sie sich den Bewohnern der westpfälzischen Stadt um 1900 boten. Themenschwerpunkte sind dabei Ernährung, Arbeit im Haushalt und Bekleidung. Das dreiteilige Set besteht aus Filmaufzeichnungen, einer Arbeitsmappe und einer „Guck-mal-Kiste“, die im Pirmasenser Stadtarchiv kostenfrei ausgeliehen werden kann. Die im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ von Jugendforum und Stadtarchiv Pirmasens gemeinsam initiierte und umgesetzte Aktion will den Kindern das Leben und den Alltag um die vorletzte Jahrhundertwende herum nachvollziehbar näherbringen.
► https://www.pirmasens.de/leben-in-ps/kultur/stadtarchiv/jugendforum/jugendforum-projekte-2020
Die Stadt Pirmasens gehört bereits seit 2015 zu den Partnern des Bundesprojekts „Demokratie Leben!“ (► https://www.demokratie-leben.de). Daran angegliedert ist das Jugendforum, getragen vom Historischen Verein Pirmasens und unterstützt durch das Stadtarchiv Pirmasens. In dem Forum engagieren sich Jugendliche, die entsprechend der Leitlinien des Projekts konkrete Angebote und Aktionen zur Demokratie in der Stadtgesellschaft machen wollen.
„Die Inhalte des Projekts sind während des ersten Lockdowns entstanden und passen wunderbar in die Lehrpläne des Sachkundeunterrichts“, so Markus Zwick, Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens. „Dank der ineinandergreifenden multimedialen Dreiteilung können sie sowohl im Fernunterricht und zuhause als auch im Präsenzunterricht und in schulischen Arbeitsgemeinschaften genutzt werden, sobald diese wieder regulär möglich sind.“
Modul 1: Filmischer Beitrag
Der gut 20-minütige Film kann wahlweise komplett oder in vier Teilen angeschaut werden. Die Aufnahmen entstanden in dem vom Historischen Verein Pirmasens unterhaltenen „Pirmasenser Häusel“. Das Häuschen ist noch im original erhalten und seine Einrichtung der Zeit um das Jahr 1900 herum nachempfunden. Hier ist ein lebendiger Museumsraum entstanden, in dem Jung und Alt die Möglichkeit haben, in das Leben ihrer Vorfahren einzutauchen. Die Protagonistin Angela Pfenninger erkundet das Häusel für die Zuschauer und führt Dinge vor, die die Kinder in normalen Zeiten selbst dort machen könnten, zur Pandemie nun aber immerhin zuhause nachspielen können. Die anschaulich gebotenen Einblicke in eine vergleichsweise beschwerliche Zeit reichen vom Einkauf über Kochen und Backen bis hin zum Wäschewaschen.
Modul 2: Kindgerechte Arbeitsmappe
„Das Häusel wurde vor mehr als 100 Jahren für die Familie Hüther gebaut. Die Eltern lebten mit den fünf Kindern in diesem Haus. Wir wollen euch zur Familie, zu deren täglicher Arbeit und zu den Lebensumständen etwas erzählen.“ Mit diesen Worten werden die Kinder auf der ersten Seite der Arbeitsmappe begrüßt. Das in der Folge dargebotene Material wurde auf die vier Abschnitte des Films hin zusammengestellt und hilft den Kindern, das Gesehene nachzuarbeiten und besser zu verstehen. Mit allerlei Informationstexten und Aufgabenstellungen werden außerdem vielfältige Angebote gemacht, das historische Pirmasens spielerisch zu erkunden.
Modul 3: Eine Zeitreise mit allen Sinnen erfahren
Beim dritten Modul der Zeitreise handelt es sich um eine „Guck-mal-Kiste“. Diese enthält themenbezogenes Material zum Anfassen, Riechen, Schmecken und Fühlen. Beispielhaft werden die Kinder dabei ermuntert, Dinge von früher selbst zu erstellen, zu sammeln oder zu erproben. Für die kostenlos im Pirmasenser Stadtarchiv auszuleihende Kiste wurde unter anderem Spielmaterial wie Knöpfe, Memory-Karten und Fäden zusammengetragen, mit dem sich Dinge nachspielen lassen. Unter anderem befindet sich auch eine Kaffeemühle darin. Sie darf ausprobiert werden und der Unterschied zwischen echtem und Kornkaffee errochen werden.
► Portalseite mit Film und Materialien
https://www.pirmasens.de/leben-in-ps/kultur/stadtarchiv/jugendforum/jugendforum-projekte-2020
► Adresse Stadtarchiv Pirmasens
Stadtarchiv | Exerzierplatzstraße 17 | 66953 Pirmasens | 06331 84-2299 bzw. -2832 | archiv@pirmasens.de | https://www.pirmasens.de/leben-in-ps/kultur/stadtarchiv
Rundum gelungener Testlauf
Adelheid Theisinger leitet in Pirmasens die Spiel- und Lernstube Ohmbach. Dort betreut sie mit ihrem Team rund 30 Schülerinnen und Schüler aus Förderschule, Grundschule, Realschule plus und Gymnasium. Die langjährige Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein hatte die Sozialpädagogin bereits vor der Pandemie regelmäßig mit kleineren Arbeitsgruppen zu Besuchen in das „Pirmasenser Häusel“ geführt. Entsprechend hoch waren jetzt die Erwartungen an das multimediale Projekt, das sie mit als Erste kennenlernen und testen konnte. „Wir haben den Film einigen Schülerinnen und Schülern aus den vierten und fünften Klassen gezeigt und damit beste Ergebnisse erzielt“, so Adelheid Theisinger. „Der Film hat ein reges Fragenstellen nach sich gezogen und die Inhalte wurden sehr gut erinnert.“ Auch Arbeitsmappe und „Guck-mal-Kiste“ hält sie für hervorragende Arbeitsmaterialien und wartet aktuell „voller Sehnsucht auf den praktischen Einsatz nach Ende der Pandemie“, wie sie bekundet.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen unter www.pirmasens.de.