- Junge Journalisten der Deutschen Journalistenschule beleuchten mit finanzieller Förderung der Hans-Frieder-Baisch-Stiftung die Rolle der EU im Leben von Menschen des Jahrgangs 1992 der beiden deutsch-französischen Partnerstädte
- Anschauliches Instagram-Projekt mit Videos spiegelt Alltagsrealität und Emotionen wider
Pirmasens, 16. Mai 2019. Wie leben Menschen, die 1992 im Jahr der Unterzeichnung des Maastricht-Vertrags auf die Welt gekommen sind? Welche Rolle spielt die EU überhaupt für sie im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern? Wie erlebt diese Generation Europa heute mit den als selbstverständlich betrachteten Vorzügen dieser Gemeinschaft? Gerade auch im Kontext der in wenigen Wochen stattfindenden Europawahlen haben sich Journalisten der in München ansässigen Deutschen Journalistenschule (DJS) für ihr Abschlussprojekt auf den Weg ins westpfälzische Pirmasens und dessen französische Partnerstadt Poissy gemacht. Das Ziel dabei: Die 15 Schüler der Klasse 56B wollten wissen, wie der „EU-Jahrgang“ lebt und dies in Deutschland und Frankreich als den zwei für die europäische Einigung sehr wichtigen Ländern. Dabei haben sie sich bewusst gegen die Hauptstädte entschieden, sondern sind gut zwei Monate vor der Europawahl mit insgesamt elf im Maastricht-Vertragsjahr geborenen Männern und Frauen aus Pirmasens und Poissy zusammengekommen. Das Ergebnis sind vertikale Videos für Instagram TV, die jeweils ein bis zwei Minuten dauern. Der Reporter steht im Hintergrund, die Protagonisten sprechen für sich selbst. Erklärtexte stellen dabei einen Bezug zur EU und der Politik her. Das Projekt wurde gestern bei Spiegel Online veröffentlicht. Die Videos erzählen die Geschichten der Protagonisten, ihren Alltag, ihre Emotionen und die Herausforderungen, vor denen sie stehen. Die Journalisten profitierten hierbei von der Anleitung durch Shane Thomas McMillan; der Dokumentarfilmer und Fotograf arbeitet in seinen Projekten eng mit Social-Media-Redaktionen zusammen.
Das DJS-Projekt hat erneut die Hans-Frieder-Baisch-Stiftung maßgeblich finanziell unterstützt. 2003 von dem 2005 verstorbenen ehemaligen Verleger und Chefredakteur der Pirmasenser Zeitung Hans Frieder Baisch gegründet, fördert die Stiftung im jährlichen Wechsel die DJS und das kulturelle Leben im Raum Pirmasens. Im Zuge dessen kam es 2017 bereits zu einem Lehrredaktionsprojekt von 15 Journalisten der Schule in Pirmasens mit einer facettenreichen Darstellung der Auswirkungen des Strukturwandels in der westpfälzischen Stadt.
Die Lebensrealität der „Generation Europa“
Im Rahmen ihres Projekts haben die Journalisten in Poissy fünf Menschen getroffen. Gedreht wurden die Geschichten von Lisa, Aadil, Sylvain, Charlotte und David zum Beispiel im Skatepark, am Arbeitsplatz, zuhause und auf dem Weg zum Flughafen. Die Begegnungen mit den Pirmasensern Alexander, Maddalena, Dominique, Barbara, Klaus und Frederik fanden unter anderem auf einem Bauernhof statt, bei einem Spaziergang im Wald, bei ihnen daheim und auch am Arbeitsplatz. Im Ergebnis sind schließlich elf ein- bis zweiminütige Videos entstanden. Im Mittelpunkt stand jeweils die Frage, welche Idee die Protagonisten persönlich zur EU haben und was die EU für sie konkret bedeutet. So ist manchen die Reisefreiheit besonders wichtig, andere benennen die regionalen Unterschiede sowie die Offenheit und einige üben durchaus auch Kritik an der EU. Als Zuschauer erhält man so einen Einblick in die aktuelle Lebensrealität dieser Vertreter des Jahrgangs 1992 und versteht, was sie gerade beschäftigt und was das mit der EU zu tun hat.
„Mit ihren Instagram-Videos kommen die Studierenden der jungen Generation Europa außergewöhnlich nahe“, sagte die Leiterin der DJS, Henriette Löwisch. „Diesen intimen und spannenden Blick haben die Menschen in Pirmasens und Poissy durch ihre Offenheit und Nahbarkeit erst ermöglicht.“
„Über Jahrhunderte haben sich Frankreich und Deutschland in zahlreichen Kriegen gegenübergestanden, wie wir es gerade hier in der Grenzregion oft genug erlebt haben. Und doch waren es ausgerechnet diese beiden Staaten, die letztlich den Weg zur Europäischen Union entscheidend geebnet haben bis hin zum Vertrag von Maastricht 1992. Zu jenem denkwürdigen Zeitpunkt waren übrigens Pirmasens und das französische Poissy schon seit über 25 Jahren Partnerstädte. Wie nicht nur diese Partnerschaft, sondern auch die EU in unseren beiden Städten heute ‘gelebt‘ wird und zwar von den Menschen, die just in diesem Jahr zur Welt gekommen sind, haben die Absolventen der DJS auf wirklich eindrucksvolle, individuelle Weise herausgearbeitet“, lobt Michael Schieler, Beigeordneter der Stadt Pirmasens und Vorstandsmitglied der Hans-Frieder-Baisch-Stiftung. „Der Jahrgang 1992 hat sein ganzes Leben mit der EU verbracht – umso spannender war für mich zu sehen, von welchen ganz unterschiedlichen Erfahrungen diese jungen Menschen berichten.“
Ergänzendes zur Deutschen Journalistenschule
Die Deutsche Journalistenschule (DJS) mit Sitz in München hat seit 1949 mehr als 2 000 junge Menschen zu Journalisten in Print, Radio, Fernsehen, Online und für Pressestellen ausgebildet. Jährlich werden 45 Schüler aufgenommen und kostenlos ausgebildet; die Teilnehmer werden durch einen Eignungstest ausgewählt. Jeweils 30 von ihnen absolvieren eine zweijährige Ausbildung in Kombination mit einem Master in Journalismus an der Ludwig-Maximilian-Universität, 15 durchlaufen 16 Monate lang eine Kompaktausbildung. Die DJS wurde von Werner Friedmann (Abendzeitung) gegründet und hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Zu den 50 Trägern gehören öffentlich-rechtliche und private Rundfunk- und Fernsehsender, Verlage der Zeitungs- und Zeitschriftenpresse sowie Unternehmen Verbände. Finanziell unterstützt wird die DJS ferner durch das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, den Freistaat Bayern und die Stadt München. Weitere Informationen sind unter http://www.djs-online.de erhältlich.
Ergänzendes zur Hans-Frieder-Baisch-Stiftung
Die Hans-Frieder-Baisch-Stiftung wurde 2003 von dem namensgebenden ehemaligen Verleger und Chefredakteur der Pirmasenser Zeitung gegründet. Hans-Frieder Baisch (1937-2005) gehörte der ersten Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München an und verblieb dieser auch nach seinem Rückzug aus dem aktiven Berufsleben im Jahr 1995 weiter eng verbunden. Ziel seiner Stiftung ist vor diesem Hintergrund, sowohl das kulturelle Leben im Raum Pirmasens als auch die DJS durch finanzielle Zuwendungen zu fördern. Den Vorstand bilden Michael Schieler, Beigeordneter der Stadt Pirmasens, und Henriette Löwisch, Geschäftsführerin und Schulleiterin der DJS.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter www.pirmasens.de erhältlich.
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