- Kauf von Liegenschaft auf früherem Bunker-Hill-Areal für Neubau in Nachbarschaft zu Hochschule, PFI, ISC und Schuhfachschule bündelt Kompetenzen rund um den Schuh
- Stadt Pirmasens stellt strategische Erweiterungsflächen für Solor-Ansiedlung bereit mit Blick auf hohes Synergiepotenzial, Standortfestigung und Arbeitsplatzsicherung
Pirmasens, 8.4.2019. Es rückt bald noch weiter zusammen, was schon lange zusammengehört: Die Solor Schuhforschung und Entwicklung GmbH (https://www.solor.de), in Pirmasens ansässiger und europaweit aktiver Spezialist für Orthopädieschuhtechnik, zieht auf die Husterhöhe. Dafür soll noch im laufenden Jahr auf dem ehemaligen Bunker-Hill-Gelände an der Carl-Schurz-Straße ein Neubau mit 3.240 qm teilweise zweistöckig überbauter Grundfläche entstehen. Den Weg bereitet der vereinbarte Kauf eines über 8.000 qm messenden Doppelgrundstücks von der Stadt Pirmasens, das zunächst als Erweiterungsfläche für die benachbarte Hochschule reserviert war. Mitte 2020 will die Solor-Gruppe mit ihren rund 100 Mitarbeitern etappenweise und parallel zum laufenden Betrieb vom jetzigen Standort in Innenstadtlage an den künftigen auf dem Konversionsgebiet Husterhöhe umziehen; damit einher soll eine weitere Modernisierung des Maschinenparks gehen.
Die kurzen Wege zwischen Solor, dem Campus Pirmasens, dem Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. (PFI), der International Shoe Competence Center Pirmasens gGmbH (ISC) und der dort angesiedelten Deutschen Schuhfachschule (DSF) bündeln in ein und demselben Quartier komplementäre Kompetenzen rund um den Schuh. Diese reichen von Forschung und Lehre über die Entwicklung von Produkten und Technologie zur Serienreife inklusive Qualitätssicherung bis hin zur praktischen Umsetzung und Vermarktung.
Das für Grundstückskauf, Neubau, Teilmodernisierung des Maschinenparks und Umzug getätigte Gesamtinvestment beziffert Matthias Birke auf rund 4,5 Mio. Euro. Der gelernte Orthopädieschuhmachermeister verantwortet gemeinsam mit Mutter Edith Birke bei Solor die Geschäftsführung. Das in dritter Generation inhabergeführte Familienunternehmen gehört heute europaweit zu den führenden Herstellern von Komponenten für die Orthopädieschuhtechnik. Sein 150 Seiten starker Katalog und der Online-Shop enthalten aktuell über 600 verfügbare Modelle, aus denen Orthopädieschuhmacher für ihre Kunden auf Basis eingesandter Leisten individuelle Schäfte nach Maß fertigen lassen können. Mit der Solor Schuhforschung und Entwicklung GmbH und dem für Unternehmen aus der Orthopädieschuhtechnik fertigenden Schwesterunternehmen Birke Schuhhaus & Orthopädie GmbH setzt die Solor-Gruppe jährlich rund 6 Mio. Euro um.
Mehr Raum und optimale Vernetzung
67 Jahre Birke in Pirmasens: Josef Birke startete 1952 mit einer Schuhmacherei in der Simter Straße, gründete und eröffnete dann 1969 das Schuhhaus Birke in der Hauptstraße. Sein Sohn Thomas ließ im Jahr 1986 Solor Schuhforschung und Entwicklung folgen. Die schrittweise gewachsenen Kapazitäten am Standort in der Kreuzgasse stießen mit 1.450 qm Grundstück und 850 qm auf drei Etagen bebauter Fläche immer mehr an ihre Grenzen, bis Gründerenkel Matthias Birke im Herbst 2018 den grundsätzlichen Entscheid zur Neuaufstellung fasste. Zu eng und unflexibel waren die Räumlichkeiten für die Produktion geworden, zumal die Anfragen im künftig verstärkt besetzten Marktsegment stetig zunahmen: „Wir wollen uns in Sonderbau und Customizing weiterentwickeln, etwa um unsere Kunden im Prototypenbau zu unterstützen“, so Matthias Birke. „Dafür benötigen wir die geeignete Infrastruktur, aber auch eine enge Verzahnung zu Einrichtungen aus Forschung und Entwicklung.“
Als ein Beispiel der synergetischen F+E-Kooperation nennt er den von Solor gemeinsam mit PFI und ISC entwickelten Diabetiker-Schutzschuh zur Vorbeugung von Druckstellen und Wunden. Matthias Birke, selbst Mitglied in vielen projektbegleitenden Ausschüssen von Forschungsprojekten, sieht insofern den Umzug als zukunftsweisende Win-Win-Aktion und freut sich über „das Entgegenkommen von Wirtschaftsförderung und Stadtverwaltung bei der Standortwahl“.
Hohe Synergiepotenziale und Top-Signal
„Das PFI arbeitet schon lange Jahre eng mit Solor und der Familie Birke zusammen“, erklärt Dr. Kerstin Schulte, Geschäftsführerin des PFI Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. So prüfe das PFI in seinen Labors die Produkte des Orthopädieschuh-Spezialisten, führe für sie Zertifizierungen durch und profitiere im Gegenzug von deren Beteiligung an Forschungsprojekten. „Wenn sich Solor jetzt einen Steinwurf von uns entfernt ansiedelt, ist das eine prima Sache“, so Dr. Schulte weiter. „Die direkte Nähe wird es uns sicherlich noch einfacher machen, Input für Entwicklung und Forschung zu liefern.“ Große Synergien sieht sie auch für das Zusammenspiel von Solor mit der ISC International Shoe Competence Center Pirmasens gGmbH, deren Geschäftsführung sie ebenfalls angehört, und nennt als Beispiel von vielen das dort vorhandene biomechanische Labor mit seinen Ganganalysen.
„Unsere Hochschule arbeitet im Bereich Leder- und Schuhtechnik schon lange mit Solor erfolgreich zusammen. Sie bald auch räumlich in unmittelbarer Nachbarschaft zu wissen, wird die Kooperation mit Sicherheit noch weiter intensivieren“, freut sich Prof. Dr. rer. nat. Ludwig Peetz. Der Dekan des Fachbereichs Angewandte Logistik- und Polymerwissenschaften am Campus Pirmasens der Hochschule Kaiserslautern blickt nach vorne: „Die Einführung der Orthopädieschuhtechnik als neuen berufsbegleitenden Studiengang am Standort Pirmasens ist bereits konkret geplant und die Nähe zu Solor kann in diesem Kontext gar nicht wichtig genug gesehen werden.“
Als „Top-Signal für den Technologie-Standort Pirmasens“ wertet Dr. Bernhard Matheis, Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens, den Umzug des bereits in dritter Generation inhabergeführten Familienunternehmens auf das frühere Bunker-Hill-Areal: „Schlüsselgrundstücke für geeignete Zwecke bereitzuhalten, hat sich einmal mehr als zielführend erwiesen für eine strategisch richtungsweisende Ansiedlungspolitik. Schließlich bereichert Solor künftig auf der Husterhöhe die dort bereits fest etablierte Keimzelle von Wissenschaft, Forschung und Lehre rund um die Schuhtechnologie.“ Dazu gehörten insbesondere auch die Hochschule mit ihren einschlägigen Studiengängen, das PFI sowie das ISC und die dort beheimatete Deutsche Schuhfachschule, so Dr. Matheis weiter.
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter www.pirmasens.de erhältlich.
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