- „Still Silver – Bilder der Dinge“: Mannheimer Fotograf Steffen Diemer präsentiert im Pirmasenser Kulturzentrum ausgewählte Motive mit lokalem Bezug im Nassplatten-Kollodium-Verfahren
(Forum ALTE POST Pirmasens, 25. Mai bis 29. Juli 2018)
Pirmasens, 17. April 2018. Außergewöhnliche Fotografien des international erfolgreichen Fotografen Steffen Diemer stehen im Mittelpunkt der nächsten Sonderausstellung im Forum ALTE POST. Vom 25. Mai bis 29. Juli 2018 ist das Pirmasenser Kulturzentrum Gastgeber für „Still Silver – Bilder der Dinge“. Das Besondere der Bilder ist dabei die bis ins
19. Jahrhundert zurückreichende Aufnahmetechnik des sogenannten Nassplatte-Kollodium-Verfahrens. Hierfür werden Motive aus der Natur, aber auch Alltagsgegenstände und Porträts im einzigartigen Stil der Ambrotypie auf hochwertigem schwarzem Opalglas verewigt. Die Ausstellung versammelt insgesamt 80 Arbeiten bis zu einer Größe von 80×120 Zentimetern bei den Tableaus. Als weitere Besonderheit bindet Steffen Diemer spezifische Symbole für Pirmasens wie etwa Schuhleisten ein sowie Porträtaufnahmen von Pirmasensern. Die belichteten Nassplatten sind nicht zuletzt aufgrund der angewendeten Technik Unikate und daher in hohem Maße künstlerisch wertvoll.
Die Vernissage zu „Still Silver – Bilder der Dinge“ findet am Freitag, 25. Mai, um 19.00 Uhr im Elisabeth-Hoffmann-Saal in Anwesenheit von Steffen Diemer und der von ihm porträtierten Pirmasenser Bürger statt.
Das Rahmenprogramm in enger Zusammenarbeit mit dem museumspädagogischen Team im Forum ALTE POST beinhaltet neben offenen Führungen unter anderem spezielle Mitmachangebote für Kinder und Jugendliche. Gerade in Zeiten allgegenwärtiger Handy-Fotografie erfahren die Teilnehmer darin mehr zu den vielfältigen Techniken analoger Fotografie und den faszinierenden Möglichkeiten dieses Mediums. Darüber hinaus ist ein Katalog zur Ausstellung erhältlich.
Künstlerische Einbindung von Pirmasens und Pirmasensern
„Still Silver – Bilder der Dinge“ im Forum ALTE POST präsentiert sich in einem zweigeteilten Konzept. Zum einen kann sich das Publikum auf eine Auswahl von Werken freuen, die Steffen Diemer in den letzten fünf Jahren ausgearbeitet hat. Daneben hat der Fotograf sich in den vergangenen Monaten auch ganz konkret mit Pirmasens, seiner Geschichte als „Schuhstadt“ sowie den Pirmasensern selbst beschäftigt und ortsansässige Unternehmen direkt mit in sein Schaffen eingebunden. Hierfür hat er im Februar und März seine mobile Dunkelkammer vor Ort aufgebaut. An mehreren Terminen sind danach mithilfe des Nassplatte-Kollodium-Verfahrens sowohl Porträts von verschiedensten Personen entstanden als auch von für Pirmasens typischen Produkten und Produktionsmitteln insbesondere aus der Schuhindustrie. Die Porträts zeigen den Oberbürgermeister Dr. Matheis ebenso wie etwa eine Produktionsmitarbeiterin der traditionsreichen Peter Kaiser Schuhfabrik. In kreativer Interaktion können in der Ausstellung so die Porträtierten zu Betrachtern ihrer eigenen Porträts werden.
Über Steffen Diemer
Über viele Jahre war der Mannheimer Steffen Diemer als Dokumentarfotograf in Kriegs- und Krisengebieten für Magazine wie FAZ, Der Spiegel und NGOs unterwegs; er fotografierte außerdem für die Bundeswehr oder auch das Auswärtige Amt. Der tragische Tod seines journalistischen Partners in Libyen während des arabischen Frühlings hat Steffen Diemer dazu bewegt, seine Einstellungen, sein politisches Bewusstsein und seine Überzeugungen zu überdenken. In der künstlerischen Kreativität einer neuen, für ihn gültigen Formensprache innerhalb der Fotografie ist es ihm danach gelungen, seine Erlebnisse in Krisen- und Kriegsgebieten zu überwinden. Über Monate hat er sich das vor allem zwischen 1852 und 1886 genutzte Nassplatten-Kollodium-Verfahren angeeignet und perfektioniert. Die fotografische Methode geht zurück bis zu den Anfängen der Fototechnik: Silberbilder werden in reinem, in Wasser gelöstem Silber lichtempfindlich gemacht, auf schwarzem Glas als Positiv belichtet und sofort entwickelt. Die für diesen Prozess benötigten Chemikalien mischt Steffen Diemer selbst an, das Glas dafür lässt er in einer kleinen bayrischen Glashütte nach seinen Wünschen herstellen. Auf einem Großteil der „gläsernen Bilder“ in Silber- und Grautönen sind Motive aus der Natur zu sehen, die ebenso die Schönheit einer Blüte als auch die Vergänglichkeit zeigen. Steffen Diemer geht hierfür selbst auf die Suche in der Natur und sammelte beispielsweise Pfefferblatt in Simbabwe oder Gräser am Nil.
Seit einiger Zeit experimentiert Steffen Diemer auch mit Stoffen, die er anstelle eines Passepartouts einsetzt, was weltweit einzigartig ist. Dafür verwendet er sehr alte Gewebe oder Stoffe, die in Japan für ihn hergestellt werden wie etwa Kakichibui, der für ihn den Kreislauf des Lebens symbolisiert.
Zum Forum ALTE POST
Das Kulturzentrum Forum ALTE POST in Pirmasens ist entstanden aus dem 1893 von dem Architekten Ludwig Stempel (1850-1917) erbauten Königlich Bayerischen Postamt. Dort wurden bis 1927 sowohl der städtische Paketverkehr als auch der Telegrafendienst abgewickelt; nach dem Bau einer neuen Post diente das Gebäude im Herzen der westpfälzischen Stadt als Fernmelde- und Kraftpoststelle und galt 1930 als einer der größten Kraftpoststützpunkte Deutschlands. Bis zu ihrer Schließung 1976 fungierte die Alte Post als Wartesaal für Postbusreisende, Telefonzentrale und Kraftpostverwaltung. Dank eines aufwändigen Umbaus, einer technischen Modernisierung und grundlegenden Restaurierung, bei der unter anderem ein Mosaik an der Außenfassade nach historischen Vorlagen wiederhergestellt wurde, erstrahlt das Monument nun in neuem Glanz. Das Forum ALTE POST bietet mit seinen vielfältig nutzbaren Räumen Platz für Ausstellungen, Konzerte und Events, aber auch für Seminare und private Feiern. Zur Würdigung zweier berühmter Söhne der Stadt gibt es im Forum ALTE POST fest etablierte Einrichtungen. Dabei handelt es sich zum einen um die Dauerausstellung „Heinrich Bürkel – Landpartie“ mit insgesamt 60 Gemälden, Zeichnungen und Skizzen des bekannten Romantik-Malers Heinrich Bürkel (1802-1869). Zum anderen präsentiert sich das Hugo-Ball-Kabinett als interaktive Dauerausstellung über den Dada-Begründer Hugo Ball (1886-1927). Weitere Informationen sind erhältlich unter http://www.forumaltepost.de.
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