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- Westpfälzische Stadt vergibt zum neunten Mal renommierten Kulturpreis im Gedenken an den in Pirmasens geborenen Mitbegründer der Dada-Bewegung
- Auszeichnung für Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann und Verleihung des Förderpreises an Marc Degens
Pirmasens, 10. März 2014. Im Rahmen einer feierlichen Matinee hat die Stadt Pirmasens am gestrigen Sonntag, 9. März 2014, den Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann mit dem Hugo-Ball-Preis 2014 ausgezeichnet; den Förderpreis erhielt der Schriftsteller, Verleger und Musiker Marc Degens. Im erst kürzlich neu eröffneten Kulturzentrum Forum ALTE POST verfolgten insgesamt 220 Gäste die knapp zweistündige Verleihung des renommierten Kulturpreises, den die Stadt im Gedenken an den Mitbegründer der Dada-Bewegung und gebürtigen Pirmasenser Hugo Ball zum nunmehr neunten Mal vergeben hat. Gewürdigt werden damit herausragende Werke lebender Persönlichkeiten, die im Sinne Hugo Balls geisteswissenschaftlich und/oder künstlerisch arbeiten. Zu den Gewinnern zählten seit 1990 unter anderem Cees Noteboom, Feridun Zaimoglu, Klaus Wagenbach und Max Goldt, die Förderpreise gingen beispielsweise an Ulrich Holbein, Judith Hermann sowie zuletzt an Ulrich Koch.
Als Laudator für Thomas Hürlimann fungierte der Schriftsteller und Träger des Georg-Büchner-Preises Martin Mosebach, der Essayist und Schriftsteller Dr. Michael Rutschky würdigte Marc Degens. Für die eindrucksvolle musikalische Gestaltung sorgte während der Veranstaltung die aus der Schweiz stammende Sängerin und Schauspielerin Christine Lauterburg.
In seiner Ansprache betonte Dr. Bernhard Matheis, Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens, die Bedeutung der in der Stadt beheimateten Hugo-Ball-Sammlung unter Federführung der Hugo-Ball-Gesellschaft sowie die Herausforderung für die Jury, unter zahlreichen Werken im deutschsprachigen Raum zu wählen, die heute an die Arbeit des Künstlers anknüpfen: Wenn wir heute Menschen auszeichnen, die im Sinne Hugo Balls wirken, so zeichnen wir in ihrem Werk auch die herausragende Fähigkeit aus, uns, ihre Leser ihr Publikum zu veranlassen, unseren Blickwinkel auf Geschichte, Kultur, Gesellschaft und damit menschliche Beziehungen zu verändern und uns damit zu veranlassen, eigene Positionen zu überdenken. Ich freue mich darüber, dass diese Preisverleihung dieses Wirken und Werk immer wieder ins Bewusstsein rückt und durch ihre Preisträger zeigt, in welch vielfältiger Weise dies möglich ist.
Der Hugo-Ball-Preis wird alle drei Jahre verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert; der Gewinner des Förderpreises erhält 5.000 Euro. Gemäß den Richtlinien zur Verleihung des Hugo-Ball-Preises der Stadt Pirmasens setzt sich die Jury zusammen aus Vertretern der Vorschlagskommission prominent besetzt mit Felicitas von Lovenberg, Martin Mosebach und Dr. Michael Rutschky und dem Beirat unter Vorsitz von Dr. Bernhard Matheis als dem Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens.
Thomas Hürlimann Begründung der Vorschlagskommission
Die Stadt Pirmasens ehrt den Schriftsteller Thomas Hürlimann mit dem Hugo-Ball-Preis 2014 als den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der Schweiz. Hürlimanns breitgefächertes Werk, das Romane, Dramen und Essays umfasst, behandelt die großen Themen von Politik, Geschichte und Religion in einem einzigartigen Ton sanfter Ironie und melancholischer Skepsis. Seine Provokationen sind auch da, wo sie Protest erregen, von tiefer Menschenfreundlichkeit geprägt. Im Zentrum seiner Arbeit aber steht seine Sprache, die er zu klassischer Einfachheit und Anmut entwickelt hat. In seinen Essays erreicht er die philosophische Dimension des Gedankens mit spielerischer Leichtigkeit. Die zeitgenössische deutschsprachige Literatur wäre ärmer ohne die Eleganz und Zivilisiertheit seiner Stimme. (Martin Mosebach)
Marc Degens Begründung der Vorschlagskommission
Marc Degens ist als Romancier hervorgetreten, aber auch als Verleger, literarischer Impresario, Erfinder diverser Formate innerhalb und außerhalb des Internet, sogar als Mitglied einer Popgruppe. Wer ihn je in Aktion erlebt hat etwa im Berliner Kaffee Burger – musste erkennen, dass die ehrwürdige literarisch-performative Tradition, die das Züricher Cabaret Voltaire begründete, höchst lebendig und zu interessanten Umgestaltungen fähig ist. So verdient Marc Degens unbedingt den Förderpreis des Hugo-Ball-Preises. (Dr. Michael Rutschky)
Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als pirminiseusna, angelehnt an den Wanderprediger Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 40.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschi¬nenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter http://www.pirmasens.de erhältlich.
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