Er hat mal wieder getagt, der Rat für deutsche Rechtschreibung. Im badischen Mannheim zwar, aber ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Und für die deutsche Rechtschreibung, besser gesagt für all jene, die ihr mächtig oder immerhin gewogen sind, gab es im Ergebnis jetzt einige Aktualisierungen.
Man mag sich gar nicht vorstellen, wie kontrovers und hitzig die Diskussionen darum geführt wurden, ging es doch um nicht weniger als eine elende Lücke, die bis dato in unserem Alphabet klaffte. Aber die ist nun endgültig geschlossen: Dank des neu geschaffenen großen scharfen S braucht nun niemand mehr den stimmlosen S-Laut in seiner Großform als ein Doppel-S auflösen. Das ist allerdings als eingeschliffene Alternative auch weiterhin erlaubt, aber bitte wirklich nur für Großbuchstaben!
Wer hingegen immer noch nicht weiß, wann ss und wann das ß kleingeschrieben zu stehen haben (Freunde aus der Schweiz sind hiermit explizit nicht gemeint), der möge bitte zwei Minuten investieren, um die einfachsten aller Rechtschreiberegeln nachzuschlagen. Und sei es nur aus Respekt vorm Leser!
Ob es nun wirklich einen Bedarf für das ß als Majuskel gibt, sei dahingestellt, zumal seit jeher nicht selten (unerlaubterweise) auf das Kapitälchen, also den Kleinbuchstaben in der Form eines Großbuchstabens ausgewichen wurde ‒ auch auf die Gefahr hin, vom Rat für deutsche Rechtschreibung dafür in die Orthografiehölle geschickt zu werden. Und Worte, die auf Eszett beginnen, gibt es sowieso nicht.
Nicht weniger unspektakulär kommen die weiteren von der „maßgebenden Instanz für die deutsche Rechtschreibung“ beschlossenen Anpassungen daher. So dürfen Adjektive in Fällen wie „Goldene Hochzeit“ oder „Neues Jahr“ jetzt hochoffiziell auch großgeschrieben werden. Auch das hat eher Relevanz für Schuldiktate, schließlich wurde dies im täglichen Sprachgebrauch schon immer so gehandhabt und niemand hat sich darüber beschwert.
Zu guter Letzt sind einige Abarten eliminiert worden, die sich teils schon vor langer Zeit in die Wörterbücher geschlichen hatten und nun von dort per Beschluss rausgeworfen wurden. Wir verabschieden uns wenig zähneknirschend von Wörtern wie Komplice, Majonäse und Ketschup. Bleibt die Frage, wer auch nur auf den Gedanken gekommen sein mag, diese aktiv zu nutzen.
Und hier geht’s zur Webseite des Rats für deutsche Rechtschreibung -> http://www.rechtschreibrat.com