Ist es nicht verrückt? Da sorgt man sich um die Sicherheit seiner Kennwörter und investiert aus Furcht vor tückischer Malware in mehrstufige Sicherheitssysteme ‒ und dann geben Mitarbeiter auf bloße Anfrage hin am Telefon ihre Zugänge preis. Man mag’s kaum glauben, was die Feldforschung dazu unter dem Schlagwort „Social Engineering“ so alles an Beispielen aus dem Alltag zutage gebracht hat. Aua!
Je dreister das Vorgehen, desto erfolgreicher. Ganz in diesem Geiste mag wohl auch ein aufwändiges Printmailing entstanden sein, das die Tage hier auf dem Schreibtisch landete.
Ein schwäbischer Automobilhersteller heißt hierin herzlich willkommen im „Executive Dialog“ und lässt den überraschten Adressaten auch eingangs gleich wissen, dass er als Fahrer eines Dienstwagens ja völlig zurecht höchste Ansprüche an seinen Boliden stelle und daher jetzt individuell und bedarfsorientiert betreut wird.
Es folgt die Drohung, künftig vier Mal pro Jahr zugemüllt zu werden mit „Innovationen, Trends und Neuheiten aus der Welt von Mercedes Benz“ (jetzt ist mir der Absender doch rausgerutscht), Updates irgendwelcher Eventkalender und Termine und vor allem einem „exklusiven Angebot an Informationen“ und die Themen dürfe man sogar selbst bestimmen. Honi soit qui mal y pense.
Aber dazu brauche es Daten. Eben solche, die man in aller Regel vor Kraken wie Facebook, Google, Amazon und Konsorten im Grunde ja schützen will. Der einzige Unterschied ist, dass die einen ungefragt absaugen und die anderen so dreist sind, auf die Dummheit der Angeschriebenen zu setzen, um derart ihre „Betreuung zu personalisieren“ und ein Datenprofil mit Geschäftsdaten, persönlichen Vorlieben und familiären Verhältnissen abzugeben.
Also ab ins Internet und gleich den persönlichen Code nutzen, per QR-Code übers Smartphone oder das beigelegte Formular von Hand ausfüllen und in den Freiumschlag stecken. Oder vielleicht doch besser in die Tonne damit und den Baum betrauern, der für diese Dreistigkeit sterben musste.